Die brillante Sophie Blind steht vor den Trümmern ihrer Ehe und beschließt, sich von Ezra, ihrem Ehemann, scheiden zu lassen. Ein fast skandalöser Schritt, und auch ihr Mann verspricht ihr, sie werde an der Scheidung zugrunde gehen, ist ihm die Ehe 1960 doch eine heilige Institution. In dieser schmerzhaften Situation erkennt Sophie, dass sich ein Riss durch ihr Leben zieht, den weder die unglückliche Ehe noch deren Ende zu heilen imstande sind. Sie beginnt sich zu erinnern: an die Kindheit in Budapest in den 1930er-Jahren, an den Vater, einen praktizierenden Psychoanalytiker, der die Affären…mehr
Die brillante Sophie Blind steht vor den Trümmern ihrer Ehe und beschließt, sich von Ezra, ihrem Ehemann, scheiden zu lassen. Ein fast skandalöser Schritt, und auch ihr Mann verspricht ihr, sie werde an der Scheidung zugrunde gehen, ist ihm die Ehe 1960 doch eine heilige Institution. In dieser schmerzhaften Situation erkennt Sophie, dass sich ein Riss durch ihr Leben zieht, den weder die unglückliche Ehe noch deren Ende zu heilen imstande sind. Sie beginnt sich zu erinnern: an die Kindheit in Budapest in den 1930er-Jahren, an den Vater, einen praktizierenden Psychoanalytiker, der die Affären ihrer Mutter als Symptom abhakt und der kleinen Sophie schon im Kindesalter erklärt, sie würde am Elektrakomplex leiden. 1939 emigriert die jüdische Familie in die USA, doch auch nach drei Jahrzehnten fühlt sich Sophie, als sei sie nie vom Schiff gestiegen. Einer steilen akademischen Karriere folgte die Ehe mit dem Intellektuellen Ezra, für den sie erst dann die »beste Frau der Welt« ist, wenn er sie endlich zum Schweigen gebracht hat. Haltlose Gewalt und Erniedrigung konterkarieren das nach außen perfekte Leben. Je tiefer sie ihre Vergangenheit reflektiert, desto unwirklicher erscheint ihr die Gegenwart.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Autorenporträt
Susan Taubes, 1928 in Budapest geboren, emigrierte im Alter von 11 Jahren mit ihrer Familie in die USA, wo sie mit einer Arbeit zu Simone Weil promoviert wurde. Taubes lehrte Religionsgeschichte an der Colombia University, spielte auf den Bühnen New Yorks. Kurz nachdem ihr Roman Scheiden tut weh über ihre Trennung von Jacob Taubes in New York herauskam, nahm sie sich das Leben. Heute gilt sie als einflussreiche Intellektuelle des 20. Jahrhunderts und ist Vorbild zahlreicher Schriftstellerinnen. Nadine Miller, in New York geboren, aufgewachsen in Deutschland, übersetzt seit 1980 literarische und wissenschaftliche Texte aus dem Französischen und Englischen. Sigrid Weigel, 1950 in Hamburg geboren, ist eine Literatur- und Kulturwissenschaftlerin. Sie war Leiterin des Einstein Forums Potsdam und ab 1999 Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL). Von 2005 bis 2016 war sie Permanent Visiting Professor am German Department der Princeton University und erhielt zahlreiche Ehrungen, zuletzt den Aby-Warburg-Preis der Stadt Hamburg. Leslie Jamison, 1983 in Washington, D.C. geboren, studierte u. a. Psychologie an der Harvard University, wo sie auch promovierte, besuchte den Iowa Writers' Workshop und lebt in New York. 2010 ihren ersten Roman: The gin closet bekannt wurde sie 2014 mit ihrem Essay-Band The empathy exams.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wüst geht es zu in diesem Roman von Susan Taubes, freut sich Rezensent Jochen Schimmang: Dass ein amerikanischer Kritiker einst der Autorin attestierte, nicht zwischen Kunst und Leben zu unterschieden, kann Schimmang zwar bestätigen, aber warum es jener Kritiker als Manko verstand, ist ihm unbegreiflich. Er folgt mitgerissen Taubes Lebensspuren, die er in diesem Roman erkennt: Die gescheiterten Intellektuellen-Ehe (mit dem Religionswissenschaftler Jacob Taubes), der häufige Wechsel zwischen Amerika und Europa, die Erinnerung an Flucht und Exil, das Schicksal der europäischen Juden und der Untergang des alten Europas. Dass er dem Gang der Erzählung nicht immer folgen kann, nimmt er in Kauf. Die Szenerie wechselt so oft wie die Perspektive, die Erzählerin erweist sich als recht unzuverlässig. Schimmang findet das passend: So war es, das 20. Jahrhundert.