Ein Dorf an der Elbe, vierzig Jahre in der DDR gelegen, gliedert sich nach der Wende wieder in Niedersachsen ein. Zwei Männer, die von hier in den goldenen Westen zogen, kehren siebzehn Jahre später nun zurück: um den Großvater zu pflegen der Polizist Jo Brüggemann, um die Kneipe der Eltern zu übernehmen der Journalist Jens Lewin. Sperrgebiet, Zaun und Aussiedlungswellen haben ihre Spuren im Dorf hinterlassen. Man schweigt hier gern auch über das Geheimnis, das Jens und Jo verbindet. Die Jugendfreunde gehen sich aus dem Weg,doch als sich Jens Frau Anne mit Jo anfreundet, reißt sie nichtsahnend alte Wunden auf. Hatte Jo Anteil daran, dass Jens noch in der DDR ins Gefängnis kam? Dort hat er nicht nur die besten Jahre seiner Jugend verpasst, sondern auch die überschäumenden Tage der Wende. Anne will Verräter und Verratenen begreifen, doch sie sieht sich auf einmal zwischen zwei Männern stehen. Und mit der Aufdeckung vergangener Schuld zieht die nachbarschaftliche Katastrophe herauf In einer Grenzlandschaft mitten in Deutschland, vor einem großen zeitgeschichtlichen Panorama entspinnt "Nachglühen" ein Drama von Schuld, Scham und Verrat feinsinnig beobachtet, bestechend lakonisch und kraftvoll erzählt.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Sichtlich beeindruckt ist Alexander Cammann von Jan Böttchers Roman "Nachglühen". Das Buch markiert für ihn nicht nur das Ende der Ostalgie, es zeigt auch, "wie eine neue gesamtdeutsche Literatur entstehen kann". Dass der Autor als Westdeutscher, der seit den 90er Jahren in Berlin lebt, die Stimmung und Atmosphäre in einem an der innerdeutschen Grenze liegenden Provinzort der späten DDR derart genau und stimmig beschreibt, quittiert Cammann mit großer Bewunderung. In diesem Zusammenhang bescheinigt er Böttcher eine erstaunliche Recherche- und Anverwandlungsleistung. Stark findet er zudem die Geschichte, die mit Krimiplot, "lakonisch-witzigen Dialogen", "herber Elblandschaft" und "personalisierter Vergangenheit" geradezu auf eine Verfilmung mit August Diehl und Florian Lukas in den Hauptrollen hingeschrieben sei.
© Perlentaucher Medien GmbH
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