Meine Meinung
Eine Glanzleistung von der Krimi-Queen Noll
Denn die einen sind im Dunkeln,
Und die anderen sind im Licht,
Und man siehet die im Lichte,
Die im Dunklen sieht man nicht. (aus der Dreigroschenoper von Berthold Brecht)
Die 15-jährige Luisa hatte das große Glück, als Baby von
einem liebevollen, wohlhabenden Ehepaar adoptiert zu werden. Da sie aus Peru stammt, fällt sie in…mehrMeine Meinung
Eine Glanzleistung von der Krimi-Queen Noll
Denn die einen sind im Dunkeln,
Und die anderen sind im Licht,
Und man siehet die im Lichte,
Die im Dunklen sieht man nicht. (aus der Dreigroschenoper von Berthold Brecht)
Die 15-jährige Luisa hatte das große Glück, als Baby von einem liebevollen, wohlhabenden Ehepaar adoptiert zu werden. Da sie aus Peru stammt, fällt sie in der Schule, aufgrund ihres anderen Aussehens, auf. Das intelligente Mädchen wird als Streberin bezeichnet, das jeden Tag von ihrem Vater zur Schule gefahren wird.
Ihre Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, halten sie und ihre Eltern geheim. Sie beobachtet gerne Nachts im Wald die Tiere; besonders einen Fuchs, der sich immer näher an sie heran traut. Als sie den verwahrlosten Obdachlosen Tim entdeckt, der sich im Wald ein ärmliches Lager errichtet hat, kommt ihr das gerade recht, da sie mal Sozialarbeiterin werden möchte. Sie versorgt ihn mit Lebensmitteln und unterstützt ihn bei seinen kriminellen Aktivitäten, die einen immer heftigeren Ausmaß annehmen. Luisas Fähigkeit im Dunkeln zu sehen, weiß Tim für seine Verbrechen gut zu nutzen. Luisa entwickelt viel Einfallsreichtum, wenn es darum geht, für Tim aus der elterlichen Küche Lebensmittel zu entwenden. Ihre Mutter ist stets der Meinung, ihre Tochter vertilgt alles selber und empfiehlt ihr mehr Maß und Ziel zu halten.
Mäßig wird alt, zuviel stirbt bald. (Seite 157)
Wie aus einem unbescholtenen Mädchen eine Mittäterin wird, fand ich unheimlich spannend. Vor allem kann Luisa sich nie sicher sein, ob Tim, (oder wie immer er heißen mag) die Wahrheit sagt. Er beantwortet kaum Fragen und wenn, dann ziemlich vage. Für Zigaretten ist dem Obdachlosen, an den Luisa ihr Herz verloren hat, kein Einbruch zu gefährlich.
Er lügt, wie wenn's gedruckt wär, und stiehlt, wie wenn's erlaubt wär. (Seite 162)
Die Ehe ihrer Eltern gerät in eine Schieflage und Luisa macht sich große Sorgen, was aus ihr wird, sollten sie sich trennen.
Ich musste mehrmals schmunzeln über Luisas Mutter, die stets für jede Lebenssituation eine Redewendung parat hatte. Sie liebt Opern sehr und so manche Zitate daraus kommen in der Geschichte vor, was mir sehr gut gefallen hat.
Fazit
Ingrid Noll ist eine Meisterin darin, einzigartige sowie skurrile Personen zu zeichnen und diese mit einem Krimi zu verbinden. Der bildliche Schreibstil hat mich an die Seiten gefesselt und erst wieder losgelassen, als ich das Buch zufrieden zugeklappt habe. Das Ende hat mich kalt erwischt. Damit habe ich im Leben nicht gerechnet. Besonders der Verlauf des Ehedramas nimmt eine ungeahnte Wendung.
Von mir eine klare Empfehlung. Danke, Ingrid Noll. Es war mir ein Fest.