Dieses Buch erzählt die Lebensgeschichte von Kathy H. und ihrer Freunde Ruth und Tommy. In Drei Teilen erzählt Kathy H. ihre Lebensgeschichte. Von ihrer Kindheit in einer Art Internat Namen Hailsham, von ihrer kurzen Jungend in den Cottages und ihrem Leben als Spender und Betreuer.
Im ersten
Teil, der Kindheit, entfaltet sich eine einerseits heile Welt wie in einem Hanni und Nanni Internat,…mehrDieses Buch erzählt die Lebensgeschichte von Kathy H. und ihrer Freunde Ruth und Tommy. In Drei Teilen erzählt Kathy H. ihre Lebensgeschichte. Von ihrer Kindheit in einer Art Internat Namen Hailsham, von ihrer kurzen Jungend in den Cottages und ihrem Leben als Spender und Betreuer.
Im ersten Teil, der Kindheit, entfaltet sich eine einerseits heile Welt wie in einem Hanni und Nanni Internat, andererseits schwebt da dieses Damoklesschwert „spenden“ über den Kindern, denn noch bevor sie überhaupt in die mittleren Jahre kommen, werden ihnen nach und nach die lebenswichtigen Organen entnommen.
Die Kinder waren noch nie in der wahren Welt, sie sind ihr Leben lang in Hailsham interniert, in ihrer eigenen, kleinen, „heilen“ Welt. Für das Leben nach Hailsham gibt es Fächer wie Gesellschaftskunde in welchem Fähigkeiten in Rollenspielen eingeübt werden, die man als normaler Mensch einfach so mitbekommt und erlebt. Die Lehrer werden Aufseher genannt, was sie wohl auch in gewisser weise sind. Dieses Hailsham ist Internat und Gefängnis zugleich. Die Lehrer scheinen mit ihrer Rolle auch nicht glücklich zu sein. Da wäre miss Lucy, die wütend wird, wenn die Kinder Fragen über das Spenden stellen. Die Aufseher verlieren sich in mysteriösen Andeutungen wie "Es geschieht aus gutem Grund. Aus einem sehr wichtigen Grund. (S. 55)" Dann ist da die seltsame Madame, die die schönsten Kunstwerke abholt und sich dabei jedoch vor den Kindern ekelt, wie vor Spinnen (S. 48 ). Warum wird in Hailsham so viel Wert auf Kreativität gelegt und so wenig auf Naturwissenschaften und logisches Denken? Nie sind die Kinder allein, immer in Gruppen.
Eine interessante Mischung aus heiler Internatswelt, seltsamer Internierung und Abschottung vor der Außenwelt und einem großen Geheimnis, das immer nur angedeutet wird. Beklemmend und doch wieder heile Welt, surreal und doch wieder nicht.
Der Autor entwirft eine geschickte Utopie, wie Menschen zu Dingen werden, das akzeptieren, sich in ihre Rolle einfinden und stolz darauf sind. Das ganze Menschenbild oder besser Spenderbild, das in diesem Buch gezeigt wird ist menschenunwürdig. Ein Spender stirbt nicht, er schließt ab. Die Cottages machen den Eindruck einer Auswilderung. Wie bei wilden Tieren. Ab und an mal vorsichtige Ausflüge ins Umlang um die neue Welt zu erkunden, nachdem man sein Leben im Zoo / Hailsham verbracht haben. Man lernt menschliche Verhaltensweisen unreflektiert aus dem Fernsehen, schaut aber nie Nachrichten und interessiert sich nicht dafür, was in der Welt wirklich passiert.
Diese Menschen lernen nie Probleme zu klären. Probleme schwären vor sich hin, werden vermieden, verschwiegen und irgendwann muss es dann zum Ausbruch und Zusammenbruch kommen, was wohl auch beabsichtig ist, die Cottages sollen die Jugendlichen, die vorher zusammenhielten und in der Masse und in ihrer Verbundenheit eine Gefahr wären, entzweien. Sie flüchten in den einzigen ihnen möglichen Beruf als Betreuer, in welchem sie Spender auf dem Weg des Sterbens begleiten. Sie sehen Jahrelang das Leid um sich herum, haben keinen um darüber zu sprechen und das macht sie kaputt. Sie sind psychisch letztendlich so am Ende, dass sie einfach nur spenden und sterben wollen. Ein extrem perfides Kontrollsystem.
Probleme hatte ich mit der Datierung der Geschichte, sie spielt in den 1970er – 1990er Jahren. Aber damals war es noch nicht möglich Menschen zu klonen, mir wäre eine Datierung in die Zukunft logischer erschienen. Wer hat diese Kinder geboren?
Fazit: Dieses Buch liest sich flüssig und spricht auf emotionale und poetische Weise ethische Dilemmas an, die das Klonen mit sich bringen wird/kann. Das Buch hat aber vielleicht gerade wegen seiner Emotionalität einige logische Lücken und Probleme, die nicht gelöst werden, wie die Datierung der Geschichte. Dennoch extrem lesenswert.