Bolivien, Israel, Dagestan, Algerien, Kosovo, Cuba, Afghanistan - das sind einige Stationen der 'Reise vom Licht in die Dunkelheit', die Jan Stage vor fünfzehn Jahren angetreten hat und die kein Ende nimmt. Er benimmt sich weder wie ein Tourist noch wie ein rasender Reporter. Wir haben es mit einem Erzähler vom Schlage Ryszard Kapusciñskis zu tun. Stets auf das Schlimmste gefaßt, verfällt Stage auch in den gefährlichsten Zonen der Welt nie dem journalistischen Klischee. 'Ich bin ein Fremder in meinem eigenen Leben', sagt er. 'Das ist der Preis für all diese Reisen.' Eben dieser Fremdheit ist es zu verdanken, daß er überall überraschende Lebenszeichen findet. Er begegnet Leuten, die sich nicht geschlagen geben und die uns über die Abgründe der Armut und des Krieges hinweg zu verstehen geben, daß wir ihnen gleichen. 'Vor uns landeten die Adler auf der Straße und gingen nur widerwillig zur Seite. Abgesehen von einer unerklärlich großen Menge von Gummischuhen war die Fahrbahn absolutleer. Wie aus dem Wüstengeröll und der welken Vegetation gewachsen, stand plötzlich die Gestalt eines Mannes vor uns. Sein Bart war wohlgepflegt, sein Umhang bestand aus feinster Wolle, und seine Schuhe waren gut geputzt.' So beginnen die hundert politischen und menschlichen Abenteuer, von denen Stage berichtet. Jedes von ihnen ist eines großen Romanciers würdig, und jedes von ihnen ist wahr.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Elke Schubert fühlt sich von diesen Reportagen aus Krisengebieten der Welt beschenkt. Sie preist die "Dichte, Spannung" der Reportagen, hat aber zu ihrem Erstaunen auch "Witz und Humor" in den Texten gefunden. Sie findet es erfreulich, dass sich der dänische Journalist nicht dem "Zynismus" ergeben hat, sondern immer noch Wut und Mitleid angesichts der Grausamkeiten, die er zu sehen bekommt, empfindet. Dass er nicht immer objektiv bleiben kann, dafür hat sie durchaus Verständnis. Über manche "Gefühlsausbrüche" Stages hat sie sich allerdings geärgert, insbesondere über den "nervenden und völlig unzulässigen Vergleich" zwischen Bosnien und Kosovo mit Nazideutschland. Insgesamt ist sie aber von den Reportagen begeistert, insbesondere den Bericht über den Kongo lobt sie nicht zuletzt deshalb, weil sich Stage nicht als "allwissend" gibt, sondern im Gegenteil gerade sein "Nichtverstehen" artikuliert. Schubert bekennt, dass sie solche Berichte, auch wenn sie gegenüber dem tagesaktuellen Journalismus durchaus altmodisch sind, "immer wieder lesen" will.
© Perlentaucher Medien GmbH
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