Elli will endlich als Ärztin an der Uniklinik und im wissenschaftlichen Bereich durchtstarten, doch zuvor muss sie 5 Monate am Provinzkrankenhaus St. Elias absolvieren. Statt mit ihrer Doktorarbeit voranzukommen, schlägt sie sich den "normalen" Klinikalltag einer Internistin um die Ohren. Doch
schnell merkt sie, dass sie sich am St. Elias überraschend wohl fühlt - und das nicht nur, sondern auch…mehrElli will endlich als Ärztin an der Uniklinik und im wissenschaftlichen Bereich durchtstarten, doch zuvor muss sie 5 Monate am Provinzkrankenhaus St. Elias absolvieren. Statt mit ihrer Doktorarbeit voranzukommen, schlägt sie sich den "normalen" Klinikalltag einer Internistin um die Ohren. Doch schnell merkt sie, dass sie sich am St. Elias überraschend wohl fühlt - und das nicht nur, sondern auch wegen Stationsarzt Timo, der ihrem emotionalen Kern näher kommt als ihr lieb ist... Aber Ablenkungen kann sie sich als angehende Wissenschaftlerin eigentlich so gar nicht leisten!
Anna Hensel entführt ihre LeserInnen mit "No cure for Love" in den Krankenhausalltag und verwebt dabei berufliche Herausforderungen mit einer Liebesgeschichte. Der Roman liest sich leicht und flüssig, sodass man schnell vorankommt – und spätestens ab der Mitte konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, da ich unbedingt wissen wollte, wie es mit den Figuren weitergeht.
Die Hauptfigur Ellen wirkte auf mich anfangs recht kühl und distanziert, was es mir erschwerte, mit ihr mitzufühlen. Nach und nach taute sie jedoch auf, wodurch die Geschichte an Tiefe und Spannung gewann. Besonders gelungen fand ich die Darstellung ihrer beruflichen Ambitionen und der Konflikte, die sich aus der Vereinbarkeit von Karriere und Privatleben ergeben.
Timo, der männliche Gegenpart, kam sympathisch, aber auch fordernd daher. Seine überbehütende Art wirkte auf mich teils nervig, doch er kann sich zurücknehmen und zeigt Verständnis – wenn auch nicht immer so sehr, wie ich es mir in einigen kritischen Situationen gewünscht hätte. Gerade sein sehr früh formulierter Kinderwunsch hat mich zwiegespalten: einerseits ehrlich und direkt, andererseits für mich in dieser Phase viel zu überstürzt und unromantisch.
Besonders mochte ich Nebenfiguren wie Katja, Ellens Mitbewohnerin, die Lebendigkeit und Wärme in die Handlung brachte. Ich hätte mir gewünscht, dass sie noch einen größeren Teil der Geschichte einnimmt, da sie zum Ende hin in den Hintergrund rückte.
Die Liebesgeschichte zwischen Ellen und Timo ist der „Fast Burn“-Kategorie zuzuordnen und in diesem Rahmen kam mir erste Kuss zu plötzlich, ohne vorheriges Prickeln. Sehr schnell kam es zu großen Gefühlen und Gefühlsgeständnissen, die für meinen Geschmack etwas überdramatisch, fast telenovelahaft, wirkte, weil die beiden sich noch nicht lange allzu lange kannten. Gleichzeitig fand ich es spannend, wie sich ihre Beziehung im Spannungsfeld von Beruf, Karriereplänen und Kinderwunsch entwickelte.
Sehr gelungen fand ich die Einbettung gesellschaftlich relevanter Themen: Sexismus im Klinikalltag, Vereinbarkeit von Karriere und Familie, Leistungsdruck und Personalknappheit im Gesundheitssystem. Die Autorin greift diese Aspekte authentisch auf, ohne den Roman dadurch zu beschweren. Für das Drama der Handlung und Figuren muss man allerdings ein Faible haben.
Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und gut lesbar. Anna Hensel versteht es, sowohl die schönen Seiten des Arztberufs (Erfolge, Patientengespräche) als auch die Schattenseiten (Überforderung, sexistische Kommentare, tragische Schicksale) lebendig darzustellen. Manche Szenen wirkten auf mich zwar leicht überdramatisiert/telenovelahaft, dennoch blieb der Ton insgesamt locker und unterhaltsam.
Fazit: "No cure for Love" hat mir trotz kleiner Schwächen sehr gut gefallen. Anfangs brauchte ich etwas, um mit den Figuren warm zu werden, doch dann habe ich das Buch mit großem Vergnügen gelesen. Die Mischung aus authentischem Krankenhausalltag, einer Liebesgeschichte mit Hindernissen und gesellschaftlichen Denkanstößen ist gelungen. Wer einen leichten, unterhaltsamen Roman sucht, der manchmal an Telenovelas erinnert, wird hier gut aufgehoben sein.