»Es gibt Schriftsteller, die scheinbar aus dem Nichts auftauchen. Die auf ungeahnte Weise in einem ihnen fremden Umfeld hervortreten, ohne dass sie von etwas oder jemandem vorbereitet wurden. Sie sind exzentrisch, unbequem und ungewöhnlich, nicht einzuordnen und unverwechselbar. Gómez Dávila gehört durch die Art, wie er schreibt, und durch das, was er schreibt, zu ihnen. Sein Werk ist in der Literatur- und Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts ein einzigartiger Fall: Das in diesem Werk geschaffene Universum, worin Stil und Ideen zu einer festen Einheit verschmelzen, bietet sich als ein geschlossener Raum dar. Um ihn zu betreten, helfen kein rationales Herangehen und keine logische Folgerung. Das Verständnis ist in diesem Fall tatsächlich eine Frage der Empathie, dass man es vermag, in die Gedankenwelt des Autors einzudringen, indem man Intuitionen und Visionen, Sympathien und Idiosynkrasien, Vorlieben und Anathemata vereint. Glücklicherweise verfügen wir über ein hilfreiches hermeneutisches Instrument, das uns Gómez Dávila hinterlassen hat, ohne eine derartige Absicht damit zu verbinden: die Notas. Es erlaubt uns, seinen Geist zu verstehen, seine Genialität zu ahnen und den unverwechselbaren Stil zu genießen.« Franco Volpi
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Eberhard Geisler begrüßt die Neuveröffentlichung der Notizen von Nicolas Gomez Davila. Dem berühmten kolumbianischen Reaktionär Autor wünscht er ganz offenbar mehr und jüngere Leser, allerdings hat er auch Bedenken betreffend Gomez Davilas Konservatismus, die eine bessere Einordnung des Autors durch eine aktuelle Einführung möglicherweise minimieren würde, wie er vermutet. Dass der Verlag das alte Vorwort von Martin Mosebach und das alte Nachwort von Franco Volpi abdruckt, hält Geisler daher für eine bedauernswerte Bequemlichkeit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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