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Eine große Parabel über die zerstörerische Kraft der Diktatur Die Siedlung Nummer 9 ist ein kleines Glied in der endlosen Kette des Gulag-Systems. Ihre Einwohner haben nur eine Aufgabe: Sie müssen täglich um null Uhr einen rätselhaften Zug passieren lassen. Niemand weiß, wohin er fährt, und was er in seinen plombierten Güterwagen befördert. Die Leute leben ihren Alltag, trotz Hunden und Stacheldraht. So verdreht die schöne, verheiratete Jüdin Esphira allen Männern den Kopf. Auch Don Domino, der als Letzter in der Siedlung zurückbleibt, ist ihr verfallen. "Nulluhrzug" ist ein gewaltiger Roman…mehr

Produktbeschreibung
Eine große Parabel über die zerstörerische Kraft der Diktatur Die Siedlung Nummer 9 ist ein kleines Glied in der endlosen Kette des Gulag-Systems. Ihre Einwohner haben nur eine Aufgabe: Sie müssen täglich um null Uhr einen rätselhaften Zug passieren lassen. Niemand weiß, wohin er fährt, und was er in seinen plombierten Güterwagen befördert. Die Leute leben ihren Alltag, trotz Hunden und Stacheldraht. So verdreht die schöne, verheiratete Jüdin Esphira allen Männern den Kopf. Auch Don Domino, der als Letzter in der Siedlung zurückbleibt, ist ihr verfallen. "Nulluhrzug" ist ein gewaltiger Roman über die Gewalt von Diktaturen - bewegend und unvergesslich. "Wie in Buidas "Nulluhrzug" der Einzelne zum Verlorenen im Mechanismus eines Systems wird, das er nicht durchschauen kann, erinnert an Kafka und an Platonow." Julia Franck "Ein auf brutale Weise kraftvolles Buch, das von Beckett stammen könnte, aber durchwoben ist von einer grotesken, surrealen Poesie." Time Out "Erschütternd, brillant und sehr bewegend." The Observer
Autorenporträt
Juri Buida wurde 1954 in Snamensk, im Kaliningrader Gebiet, geboren. Nach dem Studium in Kaliningrad war er Fotojournalist, Journalist und stellvertretender Chefredakteur einer Regionalzeitung. Seit 1991 lebt Buida in Moskau, wo er für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig ist. Er veröffentlichte seitdem mehrere Romane und Erzählungen, die vielfach ausgezeichnet wurden.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Es ist ein zusammengewürfelter Haufen von Menschen, die als Erstbesiedler die Neunte beziehen. Eine Siedlung irgendwo entlang einer Bahnlinie – und der einzige Zweck ihrer Existenz ist das tägliche Passieren-Lassen des Nulluhrzugs. Dieser Zug taucht als dunkles, verrammeltes Ungetüm mit ungewisser Ladung und Ziel aus der Nacht auf, rauscht durch die Siedlung und verschwindet in der Ferne. Obwohl dies bereits das Einzige ist, was es über den Zug zu wissen gibt, steht er im Zentrum des Romans. Denn an ihm entzünden sich Diskussionen, entstehen Zweifel. Zweifel allerdings nicht nur am Zweck des „Nullers“ selbst, sondern genauso beim Gegenüber Zweifel am Zweifler, die immer wieder Anlass für Beobachtung und Denunziation werden. Gleichsam gibt es einen Alltag entlang der Bahnlinie: Kinder werden gezeugt, es wird gestritten, zusammen getrunken und gespielt. Wer allerdings dorthin zu gelangen versucht, wohin der Zug fährt, kehrt wahnsinnig oder gar nicht mehr zurück. Über die Jahre wechselt der Posten des Stationschefs, Menschen verlassen die Siedlung und Iwan bleibt als Letzter zurück. Sein Festhalten an den Routinen wirkt fast verloren, ist jedoch die Folge seines auf seine Funktion reduzierten Daseins. Ein Nachwort bietet eine ausführliche kulturhistorische Einordnung des Romans.

© BÜCHERmagazin, Melanie Schippling

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensentin Katharina Granzin fühlt sich von Juri Buidas Roman, im Original 1997 erschienen, stark an die dystopischen Sozialismusallegorien von Andrej Platonow erinnert. Ebenso verloren in der Welt seien Buidas Figuren hier, und ebenso erfüllt von einer "suchenden Leere", so Granzin - ein Stationsvorsteher, den die Frage nach einem Zug mit unbekanntem Ziel und unbekannter Ladung umtreibt, den er täglich passieren lässt, und ein Eisenbahner, der dessen Frau begehrt. Nicht nur die Verlorenheit der Figuren in einem mehr "metaphorisch" als real wirkenden Setting, sondern auch das Thema der mangelnden Erfüllung durch Sex und ein fragwürdiges Frauenbild sind dabei eindeutig von Platonow inspiriert, meint die Rezensentin. Daneben könne man den Zug aber auch als "überzeitliche Zumutung" interpretieren, schlägt sie abschließend vor.

© Perlentaucher Medien GmbH
»In kargen Sätzen erzählt Buida vom noch kargeren Leben entlang der Gleise, von zwischenmenschlicher Kälte und Gewalt, von unhinterfragtem Gehorsam und von der vergeblichen Suche nach Sinn.« Christoph Feil Heilbronner Stimme 20201107