86 Stunden 'Sopranos' in 11 Tagen - da, wo andere Urlaub machen. Thorsten Nagelschmidt erzählt mit Witz, Tiefgang und schonungsloser Offenheit vom Versuch, seinem alljährlichen Unglück zu entkommen.Seit Langem überfallen den Autor und Musiker Thorsten Nagelschmidt in der Vorweihnachtszeit Depressionen. Seine Familie besucht er zu dieser Zeit schon seit über 20 Jahren nicht mehr. Stattdessen bilden Partys und Exzesse ein probates Mittel zur Ablenkung. Die Depression aber ließ sich dadurch nie aufhalten, allenfalls verzögern.Um den Bann zu brechen, beschließt er, die Feiertage im Barceló Margaritas zu verbringen, einem All-Inclusive-Hotel auf Gran Canaria. Mehr noch: Er wird den Eskapismus auf die Spitze treiben und endlich die berühmteste Serie der Fernsehgeschichte gucken. Die 'Sopranos'. Alle 7 Staffeln am Stück, 8 Stunden täglich, 11 Tage lang.In der Tradition von David Foster Wallaces Kreuzfahrt-Reportage 'Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich' begibt sich Nagelschmidt freiwillig in eine Extremsituation, um persönlich, kulturgeschichtlich und nicht ohne Humor zu ergründen, was es mit diesen Nicht-Orten der Urlaubsindustrie und dieser vielleicht seltsamsten Zeit des Jahres auf sich hat.'Nur für Mitglieder' ist Thorsten Nagelschmidts Analyse der Einsamkeit in Zeiten der Abschottung. Eine Fluchtbewegung nach innen, und nicht zuletzt eine große autobiografische Erkundung der eigenen Abgründe.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Der Ich-Erzähler von Thorsten Nagelschmidt sitzt elf Tage auf Gran Canaria rum und schaut sich "The Sopranos" an, resümiert Kritiker Matthias Kalle: Den Impuls, Fernsehen als der Literatur ebenbürtige Kunst zu verstehen, findet er erst einmal gut. Es handelt sich bei dem Buch um ein langes Protokoll dieser Fernseh-Sehens, bei dem Nagelschmidt seine Depressionen bei Tony Soprano widergespiegelt sieht, bei denen er aber auch Referenzen zu Bourdieu und Foster Wallace einbaut, erfahren wir. Leider ist der Text der Serie in all ihrer "existenziellen Schwere" doch unterlegen, aber Kalle nimmt es nicht so schwer, denn für ihn ist vor allem der Impuls überzeugend, dass sich ein literarischer Text derart ernst mit einer Fernsehserie auseinandersetzt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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