Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Zwiespältige Gefühle hinterließ dieses Buch bei Karl-Markus Gauß, der sich einerseits beim Lesen immer wieder von viel zu vielen "betulichen und altklugen Passagen" gequält fühlte, und doch am Ende die Lektüre mit dem sicheren Gefühl beschlossen hat, "gerade etwas ungewöhnlich Schönes" gelesen zu haben. Trotzdem bleibt für ihn und uns unklar, ob die dreißigjährige Autorin "so fein und aufmerksam" sie auch zu beobachten, "so poetisch und überraschend" sie zu formulieren wisse, nicht am Ende doch nur ein Fall von "schöner Naivität" oder "intellektueller Schlichtheit" sei. Es geht, wie man liest, um die japanische Mutter der in Österreich aufgewachsenen Protagonistin, ihr Verdämmern in der Alzheimererkrankung. Nach deren Tod begebe sich die Erzählerin dann auf die universelle Muttersuche, die sie bis in einen indischen Ashram führt. Immer wieder äußert der Kritiker Unbill über Handlungselemente oder Figuren, findet am Ende aber doch, dass er es mit einer eigenwilligen literarischen Stimme zu tun hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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