Chris Lauer hat mit ihrem zweiten Lyrikband ein Lied unserer Zeit geschrieben. Darin sind die Abgründe nicht zwangsläufig unten, sondern auch oben. Retro ist zwar häufig in Mode, aber nicht immer gut. Da kann es schon hilfreich sein, wenn Frauen lernen, Maschendrahtzäune in ihre Wollpullover einzustricken. Oder wenn die Wolken menstruieren. Chris Lauer durchleuchtet die Verfasstheit unserer Welt und die Moral unserer Gesellschaft, die zwischen Rückwärts und Vorwärts strampelt. Löst sich am Ende wirklich alles auf? Das wäre zu kurz gegriffen, denn in diesen Gedichten erreicht man fußläufig andere Planeten, Leben werden in Reparatur gegeben oder Archäologen auf Astralreisen geschickt. Dann wieder ist das ganze Sonnensystem nur Nippes, der verstaubt. Lauer pendelt zwischen den bodenlosen Versprechen des Spirituellen, der Entlarvung von Bauernfängerei, dem Zerstörerischen des Kleinstadt-Alltags und dem Grund der Tatsachen. Dabei wird der Massentourismus im Elsass ebenso zum Thema wiedie grassierenden Kriege der Gegenwart.Chris Lauers einzigartige lyrische Sprache ist ebenso betörend wie messerscharf und macht klar: Die Welt besteht aus schönen Fassaden, doch dahinter ist nicht das Nichts, sondern eine surreale, oftmals magisch-nebulöse Landschaft, in der die Menschen alles andere als rational handeln.
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