Paris-Austerlitz: Eine berührende Liebesgeschichte - intensiv, direkt, kompromisslos.Ein junger spanischer Maler flieht vor den Ansprüchen seiner gutbürgerlichen Familie nach Paris und steht dort vor dem Nichts. Er hat keinen Job, kein Geld und weiß nicht wohin, als er Michel kennenlernt, einen Arbeiter Mitte fünfzig, dessen Vitalität ihn fasziniert und anzieht. Sie verlieben sich, Michel nimmt ihn auf, in seine Wohnung, sein Bett, sein Leben. Am Anfang sind sie nur glücklich und genießen die gemeinsame Zeit, die nächtlichen Streifzüge durch die Kneipen und die am Wochenende durch das lichte Paris, die Kinos, die Ausstellungen, die Parks. Aber irgendwann erinnern die in der Ecke des ärmlichen Hinterhofzimmers gestapelten Leinwände den jungen Mann daran, dass er noch andere Ambitionen hat. Auch der Alters-, Bildungs- und Klassenunterschied macht sich bemerkbar, und die Liebe kann diese Unterschiede nicht besiegen, nicht, wenn sie so besitzergreifend ist wie die Michels. Ein Roman,der nach den Beweggründen des Herzens forscht. Sie mögen gelegentlich falsch sein, erweisen sich aber als unwiderstehlich. Es ist die tröstliche Natur der Liebe, ihre erlösende Kraft, auch wenn sie nicht alles überwindet, die diesen Roman zu einem Juwel macht und die große sprachliche Kraft von Rafael Chirbes noch einmal leuchten lässt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Hymnisch bespricht Paul Ingendaay diesen nachgelassenen Roman des spanischen Schriftstellers Rafael Chirbes, der nun von Dagmar Kloetz brillant ins Deutsche übertragen wurde. Der Autor, laut Ingendaay der "bedeutendste spanische Gesellschaftschronist" der letzten Jahrzehnte erzähle hier die Liebesgeschichte eines jungen spanischen Malers, der mittellos nach Paris flieht und von dem fünfzigjährigen fürsorglichen Arbeiter Michel aufgenommen wird, dessen Durchschnittlichkeit und "erotische Gefräßigkeit" dem ambitionierten Maler aber bald zu viel wird, resümiert der Rezensent. Aber die Geschichte ist viel mehr als das, versichert der Kritiker, der bewundert, wie Chirbes seinen Erzähler schonungslos analytisch und ohne Sentimentalitäten aus der Rückschau das Scheitern der Liebe schildern und in peinigend-intimen Momenten vom Abschied des an Aids sterbenden Michels erzählen lasse. Dieser großartige bildgewaltige Roman, der nicht zuletzt die Wandlung von "Kummer in Gleichgültigkeit ohne jede Metaphysik" beleuchtet, enthält nicht eine "flaue Zeile", lobt der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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