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Als berühmter Journalist steht Harold Cleaver seit Jahren im Zentrum der Medien. Eines Tages beschließt er jedoch, sein altes Leben und den Lärm der Großstadt hinter sich zu lassen und Ruhe in einem entlegenen Dorf in Tirol zu finden. Aber nichts ist lauter und gefährlicher als die Stimmen im Kopf eines einsamen Mannes ...

Produktbeschreibung
Als berühmter Journalist steht Harold Cleaver seit Jahren im Zentrum der Medien. Eines Tages beschließt er jedoch, sein altes Leben und den Lärm der Großstadt hinter sich zu lassen und Ruhe in einem entlegenen Dorf in Tirol zu finden. Aber nichts ist lauter und gefährlicher als die Stimmen im Kopf eines einsamen Mannes ...
Autorenporträt
Tim Parks wurde 1954 in Manchester geboren, wuchs in London auf und studierte in Cambridge und Harvard. Seine Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Somerset-Maugham-Award. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist er als Übersetzer (u. a. von Italo Calvino und Alberto Moravia) tätig und unterrichtet Literarisches Übersetzen an der Universität von Mailand. Tim Parks lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Verona.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2006

Am Abgrund
Tim Parks im Literaturhaus

Harold Cleaver hat es satt, sich mit Promis wie Präsident Bush abzugeben. Englands Top-Fernsehjournalist will nicht mehr von Termin zu Interview hetzen. Er mietet sich in einer Südtiroler Berghütte ein - ohne Handy und Internet, Lebensgefährtin und Kinder. Aber mit einem ausgestopften Adler und einer Porzellanpuppe namens Olga, mit der er Selbstgespräche oder vielmehr innere Monologe führt; vor allem über die Autobiographie, die sein Sohn Alex verfaßt hat, um sich aus dem "Schatten des allmächtigen Vaters" zu befreien. Dabei gerät Cleaver ziemlich rasch an einen nicht nur metaphorischen Abgrund. Im selben Jahr, in dem seine Tochter Angela starb, ist auch die Frau seines Vermieters in der vermeintlichen Bergidylle zu Tode gestürzt.

So wirkt Tim Parks am Webstuhl von Raum und Zeit. In seinem jüngsten Roman, dem fünften in diesem Jahrtausend, hat der englische Schriftsteller das Schicksal zweier völlig verschiedener Familien miteinander verschränkt. Im Frankfurter Literaturhaus stellte er nun kurze Passagen aus dem englischen Original "Cleaver" vor, das unter dem Titel "Stille" im Verlag Antje Kunstmann erschienen ist. Jochen Hieber, Redakteur im Feuilleton dieser Zeitung, las aus der deutschen Übersetzung Ulrike Beckers und plauderte vergnüglich mit dem Autor, der zwar jedes deutsche Wort verstand, aber keine Lust hatte, seinen Wortschatz zu aktivieren. So blieb es bei deutschen Zitaten wie "Graukäse" und "Milch", von denen der überkandidelte Einsiedler auf dem Berg zehrt, bei Namen wie Ulrike, der tragischen Toten, und Jürgen, ihrem alkoholisierten Witwer.

Also noch eine Aussteigergeschichte? Hieber war nicht dieser Ansicht. Er hält Parks für einen der bedeutendsten europäischen Erzähler der Gegenwart, "literarisch bemerkenswert und inhaltlich spannend". Dank Elke Heidenreich verkaufe sich das Buch auch gut. Kein Wunder in einer Zeit, in der immer mehr Menschen unter dem Joch der Medien stöhnen. Parks wollte einen Roman aus der Perspektive eines Menschen schreiben, der sich ihnen konsequent entzieht. Aber diese einseitige Perspektive war dem Autor dann doch zuwenig. So hat er den Monolog seines Helden mehrfach gebrochen: im Prisma der Sohnesseele und in der Erinnerung der benachbarten Bauernfamilie. Niemand kann wirklich aussteigen.

c.s.

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