Von wegen, weniger ist mehr. Endlich haben Designer, Künstler und Architekten die suggestive Wirkung von Mustern wiederentdeckt. Sie huldigen nun dem einst zum Überflüssigen degradierten Dekor, indem sie Lampen, Stühle oder ganze Räume mit Streifen, Punkten oder Tarnmustern überziehen. Viele interpretieren, wie die in Rotterdam ansässigen Gestalter Jurgen Bey und Hella Jongerius, traditionsreiche Motive neu. Das Buch stellt erstmals gattungsübergreifend verschiedene Zugriffe auf Muster vor und zeigt, welche Funktionen Dekore übernehmen können. Anhand von aktuellen Beispielen werden die vielfältigen Farben, Formen und Anwendungen vor den Augen der Leser ausgebreitet. Dabei wird sichtbar, dass das Muster den gegenwärtigen technischen Möglichkeiten entspricht und den heutigen Wahrnehmungsbedingungen entgegenkommt. Die Arbeiten von international renommierten Gestaltern wie Tord Boontje, Michael Lin, Olaf Nicolai und Sauerbruch & Hutton werden in alphabethischer Reihenfolge vorgestellt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Regelrecht hingerissen zeigt sich Tilman Spreckelsen von diesem "Prachtband" über Muster und Verzierungen, den Petra Schmidt, Annette Tietenberg und Ralf Wollheim herausgegeben haben. Er schildert die Bedeutung von Verziehrungen und Ornamenten von ihrer Verdammung durch Adolf Loos? 1909 über die psychedelischen Sechziger und die Postmoderne bis in die Gegenwart. Besonders erfreulich findet Spreckelsen, dass sich der Band nicht auf Tapeten, Handtaschen oder Geschirr beschränkt, sondern seinem Thema auch in den Bereichen Architektur, Grafik, Malerei und Installation nachgeht. Einen Schwerpunkt des Bandes sieht Spreckelsen in der Wechselwirkung zwischen Mensch, Muster und Natur. In diesem Zusammenhang hebt er die Fotoserie der iranischen Künstlerin Haleh Anvari hervor, die mit bunten Tschadors bekleidete Frauen in eine karge, steingemusterte Landschaft gruppiert. "Sich daran festzusehen", befindet der Rezensent, "fällt nicht weiter schwer".
© Perlentaucher Medien GmbH
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