PENELOPE von Judith Vanistendael ist bewegende, entwaffnende und unterhaltsame Lektüre zugleich, ihre Ärztin eine durch und durch menschliche Figur. In leichten und dynamischen Aquarellzeichnungen erzählt die Autorin die Geschichte einer nicht ganz alltäglichen Familie, von Verantwortung und Einsamkeit. Dabei hinterfragt sie Rollenbilder und stellt ganz nebenbei Homers Odyssee auf den Kopf. Penelope ist Ehefrau, Mutter und Chirurgin. Während ihre Tochter zu Hause in Belgien mit der Pubertät zu kämpfen hat, rettet sie Leben in einem Feldkrankenhaus in Aleppo. In der harten Kriegsrealität verliert sie Patienten, zu Hause warten ein liebevoller Ehemann und eine entzückende Tochter. Es fällt ihr zunehmend schwerer, ihre Berufung mit ihrem Familienleben in Einklang zu bringen, denn sie denkt ständig an die Toten, die sie zurückgelassen hat.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensentin Sophia Zessnik ist beeindruckt von Judith Vanistendaels Graphic Novel, die in einer Rückschau erzählt, wie sich eine Ärztin ohne Grenzen namens Penelope entscheidet, ihre Familie für ihre Arbeit in Syrien zu verlassen. Wie die Illustratorin (die selbst nicht in Syrien gewesen sei, aber einen Mediziner aus dem Gebiet interviewt und das Flüchtlingslager Moria besucht habe, so Zessnik) die Zerrissenheit Penelopes zwischen den beiden unvereinbaren Welten rein visuell darzustellen vermöge - über Farbintensitäten oder indem sie die Farben über die Umrisse der Figuren treten lasse - findet die Rezensentin bemerkenswert. Am liebsten möchte sie die Geschichte als Zukunftsszenario lesen - denn Penelopes verlassener Mann unterstützt die Entscheidung seiner Frau. Die letzten Seiten, auf denen Vanistendael ihren Moria-Besuch verarbeitet, hätten Zessnik nach zudem ein eigenes Werk verdient.
© Perlentaucher Medien GmbH
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