Kongo, Anfang der Siebzigerjahre. Der dreizehnjährige Moses, genannt "Petit Piment" (nachdem er zwei Mitschülern Chilipulver ins Essen gemischt hat), wächst im Waisenhaus auf. Sein großes Vorbild ist Papa Moupelo, der jeden Samstag vorbeikommt, um die Bibelstunde abzuhalten. Doch dann wird die Sozialistische Revolution ausgerufen, der christliche Glaube gilt auf einmal als Opium fürs Volk und aus Moses soll ein vorbildlicher Pionier der Bewegung werden. Der Schulleiter Dieudonné Ngoulmoumako ergreift die Gelegenheit, Posten mit Parteikadern zu besetzen, die merkwürdigerweise allesamt aus seiner Familie stammen und fortan die Schüler terrorisieren. Zusammen mit zwei Kameraden nimmt Moses Reißaus. Er flieht nach Pointe-Noire, findet Unterschlupf in einem Freudenhaus und schließt sich einer Gang von Straßenkindern an. Von nun an sieht er sich als kongolesischer Robin Hood, der von den Reichen nimmt, um den Armen zu geben ... Unnachahmlich wandelt Alain Mabanckou auf dem schmalen Grat zwischen Komik und Verzweiflung. In "Petit Piment" erzählt er von den Abenteuern eines Waisenjungen, der früh erfahren muss, dass nicht jeder Weg auf den Pfad der Tugend führt - und dass Gerechtigkeit fast immer das Recht des Stärkeren ist.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Jonathan Fischer ist ein großer Fan des kongolesischen Autor Alain Mabanckou, der unermüdlich daran arbeitete, die afrikanische Literatur zu "tropikalisieren". Üppig wuchernd geht es also in Mabanckous Erzählwelten zu, freut sich Fischer, der lauffreudig mit Mabanckou von Mythologie, Ahnenverehrung und Aberglauben über Folkloristisches bis zur ätzenden Kritik an den politischen Zuständen mäandert. In "Petit Piment" erzählt der Autor von den Waisenkindern seiner Heimatstadt Pointe Noire, die nach einem Militärputsch von den neuen Machthaber ins Visier genommen werden (bevor es im nächsten Wahlkampf die Kirche trifft und darauf dann die Bordelle). Vom gewitzten Petit Piment, der großherzigen Puffmutter Fiat 500 und Pater Papa Moupon lernt der vergnügte Rezensent, dass "im Reich der Verwüstung manchmal nur das Unkraut eine Chance hat".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH







