Die Geschichte des literarischen Plagiats ist eine Geschichte von Entführungsfällen. Die Texte, die hier verhandelt werden, gehören eigentlich an einen anderen Ort, im besten Fall wohl in eine seriöse Literaturgeschichte. Aus verschiedenen Gründen sind sie aber in dieses Buch gelangt, und hier sitzen sie nun beisammen und erzählen einander ihren Leidensweg, führen Anklage gegen ihre Entführer, rätseln über die Motive des ihnen widerfahrenen Verbrechens oder beraten gemeinsam über Fluchtpläne. Gesprochen wird über Wirtschaftszwänge, juristische Präzedenzfälle und mediale Revolutionen; über geborgte Wahrheiten, unbezahlte Rechnungen und ausgemachte Gaunereien; über Herren und Sklaven, Väter und Söhne, Geist und Geister; über das Nachmachen, das Erinnern und das Vergessen; über den Körper, die Seele und das, was das Plagiat davon übrig lässt.Der unoriginelle Literaturhistoriker hat diese Gespräche belauscht, mitstenografiert und ein wenig Ordnung in seine Aufschriebe gebracht. Herausgekommen ist das fesselnde Protokoll einer zweieinhalb Jahrtausende andauernden Auseinandersetzung über die Persönlichkeit von Texten und ihre Verächter - eine Geschichte, die jeder kennen sollte, der Literatur noch zu besitzen glaubt oder bereits von der Literatur besessen wird.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Ein wenig schwindelig ist Rezensent Jens Jessen nach diesen 600 Seiten schon, wie man liest. Denn es handelt sich seinen Informationen zufolge um eine höchst akribische Geschichte des Plagiats. Allerdings scheint der Autor so tief in sein Thema eingestiegen zu sein, dass ihm am Ende die ganze Literatur wohl wie ein einziges Plagiat vorgekommen ist, was die Lektüre für Jessen zwar immer wieder amüsant und aufschlussreich, letztlich aber wohl auch ein wenig redundant macht. Denn es scheint, das Verständnis Philipp Theisohns, was ein "Original" ist, ist den komplexen Anforderungen der Postmoderne nicht ganz gewachsen.
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