Interview mit Jonathan Moore zu „Poison Artist“
Sie haben als Anwalt und Betreuer jugendlichen Straffälligen gearbeitet. Wie haben diese Erfahrungen Ihre Sicht auf Verbrechen und Bestrafung geprägt? Es ist schwer, im amerikanischen Strafrechtssystems tätig zu sein, ohne frustriert und zynisch zu werden. Ich bin Anwalt, aber ich übernehme keine Strafsachen. Ich habe jedoch die zivilrechtliche Seite von Betrugsfällen bearbeitet, die parallel strafrechtliche Verfolgung beinhalteten. In diesen Fällen habe ich einige traurige Dinge mitbekommen, darunter einen Selbstmord und wie junge Menschen zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden.
Arbeiten Sie noch als Anwalt? Was bewegt Sie dazu, einen Fall zu übernehmen? Ja, ich bin Partner in einer Kanzlei in Honolulu. Ich übernehme Fälle, bei denen ich glaube, dass ich tatsächlich helfen kann – und bei denen ich ziemlich sicher bin, dass der Klient oder die Klientin meine Rechnung auch bezahlen wird.
Wie kam es dann dazu, dass Sie Krimis schreiben?
Schon als ich etwa sechs Jahre war, wollte ich Geschichten schreiben. Ich besuchte ein Internat in Michigan, wo ich Kreatives Schreiben…mehr Interview mit Jonathan Moore zu „Poison Artist“
Sie haben als Anwalt und Betreuer jugendlichen Straffälligen gearbeitet. Wie haben diese Erfahrungen Ihre Sicht auf Verbrechen und Bestrafung geprägt?
Es ist schwer, im amerikanischen Strafrechtssystems tätig zu sein, ohne frustriert und zynisch zu werden. Ich bin Anwalt, aber ich übernehme keine Strafsachen. Ich habe jedoch die zivilrechtliche Seite von Betrugsfällen bearbeitet, die parallel strafrechtliche Verfolgung beinhalteten. In diesen Fällen habe ich einige traurige Dinge mitbekommen, darunter einen Selbstmord und wie junge Menschen zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden.
Arbeiten Sie noch als Anwalt? Was bewegt Sie dazu, einen Fall zu übernehmen?
Ja, ich bin Partner in einer Kanzlei in Honolulu. Ich übernehme Fälle, bei denen ich glaube, dass ich tatsächlich helfen kann – und bei denen ich ziemlich sicher bin, dass der Klient oder die Klientin meine Rechnung auch bezahlen wird.
Wie kam es dann dazu, dass Sie Krimis schreiben?
Schon als ich etwa sechs Jahre war, wollte ich Geschichten schreiben. Ich besuchte ein Internat in Michigan, wo ich Kreatives Schreiben als Hauptfach belegte. Darauf habe ich mich dann auch auf dem College konzentriert. Die eigentliche Frage ist also, wie es dazu kam, dass ich Anwalt geworden bin.
Wie lautet die Antwort?
Als ich in Taiwan in einem Kindergarten arbeitete und nicht viel Geld verdiente, erkannte ich eines Tages, dass ich einen viel komfortableren Lebensstil führen könnte, wenn ich einen besseren Job hätte. Aber ich wollte immer, dass meine Karriere als Schriftsteller endlich vorankommt.
Der Titel Ihres neuen Buches verblüfft. Was können Kunst und Gift miteinander zu tun haben?
Alkohol ist ein Gift und niemand würde jemals seine Verbindung mit Kunst in Frage stellen, oder?
Ihr Held Caleb Maddox ist ein Wissenschaftler, der zumindest zeitweise um den Verstand gebracht wird. Wie ist diese Figur entstanden?
Das weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Dieses Buch ist anders entstanden als meine anderen Bücher – denn es ist das zweite Mal, dass ich versucht habe, es zu schreiben. Beim ersten Mal war ich etwa zweiundzwanzig Jahre alt und lebte in San Francisco. Nach etwa dreißig Seiten merkte ich, dass mir das Buch über den Kopf wuchst. Aber beim zweiten Mal war ich Ende dreißig, lebte auf Hawaii und arbeitete als Anwalt. Ich hatte Ressourcen, die ich mit 22 nicht hatte, und das Selbstvertrauen, bestimmte Dinge zu tun, zum Beispiel den Gerichtsmediziner in Honolulu zu fragen, ob ich in der Leichenhalle bei Autopsien zusehen könnte.
Mit Schmerz, dem großen Thema ihres Buches, kann jeder Mensch etwas anfangen. Haben Sie persönlich eine Strategie mit Schmerz umzugehen?
Ihn zu vermeiden ist das Beste.
In Ihrem Buch spielt der „Rattenfänger von Hameln“ eine wichtige Rolle. Haben Sie ein Faible für deutsche Sagen?
Ich weiß eigentlich gar nichts über deutsche Sagen, aber vielleicht sollte ich mal welche lesen. In meinem Buch gibt es diesen Verweis auf das Gemälde von Maxfield Parrish, das den Rattenfänger von Hameln zeigt und hinter der Bar im Palace Hotel in San Francisco hängt. Es ist ein sehr gruseliges Gemälde. Parrish hielt nichts vom Trinken und offenbar wusste er, dass dieses Gemälde hinter einer Bar hängen würde, als das Hotel es in Auftrag gab. Also malte er es in der Hoffnung, dass ein Mann, der an der Bar sitzt, über die Dinge nachdenkt, die einen Menschen von Komfort und Sicherheit ablenken können, sodass er vielleicht nach Hause zu seiner Familie geht, anstatt einen weiteren Drink zu bestellen.
Interview: Literaturtest, 2022