Phils Fake Freundin zu werden, ist wirklich das Letzte, was Ruby will. Denn sie hat die Schnauze voll von ausgelutschten Klischees. Aber ehe sie sich versieht, ist sie gemeinsam mit Phil mittendrin einer filmreifen Love-Story. Und nur Ruby allein kann entscheiden, ob es ein "Happy ever after" gibt.Ihr neuer Liebesroman zeichnet Lena Hach einmal mehr als eine der besten Young-Adult-Schriftstellerinnen aus. Er sprüht vor Esprit, Ironie, Witz und Leichtigkeit. Dabei hat der Roman zugleich ordentlich Tiefgang und natürlich ganz viel Herz und Gefühl. Und spielt obendrein mit mehr als 20 beliebten Tropes dieses Romance-Genres. Ein Meisterwerk, bei dem man sich einfach entspannt zurücklehnen und genießen kann.
Lena Hach entwirft eine raffinierte und witzige Liebesgeschichte [...]: Klischee und Kitsch, Fiktion und Realität sind so vorhersehbar wie virtuos miteinander verstärkt. radio 3 Die schlagfertige Heldin sprüht vor Ironie, und der Roman lebt von tempo- reichen, teils urkomischen Dialogen und Slapstick-Momenten. NZZ ...ein großer Lesespaß. BRIGITTE Lena Hach schreibt herrlich originelle Kinder- und Jugendromane, dieser hier ist ein Glanzstück: eine informierte Satire auf einen Buchtrend, die sich dessen Mustern auf warmherzige, selbstreflektierte Weise bedient - so geht man ihnen mit dem größten Vergnügen auf den Leim. Süddeutsche Zeitung Dieser Liebesroman sprüht vor Esprit, Ironie, Witz, Leichtigkeit, Tiefgang mit ganz viel Herz und Gefühl. Salzburger Nachrichten
Lena Hach und ihre Romcom "Popcorn süß-salzig"
Deutsch oder Englisch? Kässpätzle oder Blumenkohl-Curry? Popcorn lieber süß oder salzig? Es gibt sehr viele Fragen im Leben von Ruby, die beantwortet werden wollen, was gar nicht so einfach ist, wenn man sechzehn Jahre zählt, der eigenen Ratlosigkeit aber so unbedingt vertraut, dass man sich für wichtige Fragen alle Zeit lässt - für die nach dem richtigen Leistungskurs genauso wie für jene nach dem Essen in der Kantine.
Ruby ist in mancher Hinsicht eine ungewöhnliche Heldin: Sie steckt mitten in der Pubertät, liebt ausgefallene Klamotten, pflegt ein inniges Verhältnis zu ihrer Mutter und widersteht dem Beau der Schule, der ihr ein unmoralisches Angebot unterbreiten lässt: Sie soll seine Freundin spielen, damit die, in die er eigentlich verliebt ist, eifersüchtig wird. Warum nicht, könnte man fragen. Aber Ruby ist nicht interessiert an Phil, obwohl sie besser als alle anderen weiß, was so ein "fake dating" für ein Spaß sein kann. Denn Ruby ist quasi mit Liebesgeschichten aufgewachsen. Ihre alleinerziehende Mutter ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, die unter verschiedenen Pseudonymen erotische Historien-, Kriminal- und Krankenhausromane veröffentlicht. Wie die Mutter weiß also auch die Tochter genau, wie Beziehungen gemeinhin beginnen - und dass beim "fake dating" am Ende meist die zusammenkommen, die ihre Liebe nur vorgaukeln. Das alles ist Ruby folglich zu abgedroschen.
Ihre Geschichte soll anders sein, sie soll die Erwartungen nicht erfüllen, sondern unterwandern. Wann immer die Gefahr eines Gemeinplatzes droht, erzwingt Ruby deswegen einen "plot turn", eine überraschende erzählerische Wendung, wobei sie freundlich genug ist, Freunden wie Lesern zu erklären, was mit den Fachbegriffen aus der Welt der "Romantic Comedy" gemeint ist, die sie schon so gut kennt: meet cute ("Zwei zukünftige Turteltauben treffen auf unterhaltsame Weise zum ersten Mal aufeinander. Die Möglichkeiten sind unzählig, bewährte Klassiker sind ,der vertauschte Koffer' und ,das vor der Nase weggeschnappte Taxi'"), grand gesture, wingman, stuck together, manic pixie dream girl - in dem ganzen Buch finden sich grafisch abgesetzte Einschübe, die nach der Art von Fußnoten erklären, mit welchem erzählerischen Motiv man es gerade zu tun hat. So hat Rubys Geschichte einen doppelten Boden. Sie erzählt die Umstände ihrer Entstehung immer mit.
Jungen Lesern führt diese Erzählkonstruktion metaphorisch vor, wie man seine eigene Geschichte schreibt. Zugleich macht sie erfahrbar, wie man ein bisschen Distanz zum Geschehen entwickelt. Das ist umso nötiger, als "Popcorn süß-salzig", der jüngste Jugendroman von Lena Hach, wirklich eine Art Liebeskomödie unter Teenagern erzählt, was durchaus peinlich sein kann. Lena Hach, die in den vergangenen Jahren eine Reihe von teils preisgekrönten Jugendbüchern geschrieben hat, denkt auch gar nicht daran, mit Klischees zu sparen.
Im Gegenteil schickt sie Ruby und Phil immer wieder in Situationen, für die man sich fremdschämen müsste, verfügte Ruby neben ihrem literaturtheoretischen Spezialwissen nicht auch über ein gesundes Selbstvertrauen. Sie will nicht gefallen. Sie widerspricht. Sie wird wütend, sie ist enttäuscht, sie wird verraten. Sie gesteht jeder Regung ihren Raum zu und nötigt den Menschen in ihrer Umgebung auf diese Weise Respekt ab.
Das gilt natürlich für Phil, der sich in Rubys Nähe schnell gezwungen sieht, sein Desinteresse an ihrer Person abzulegen und genauer hinzusehen. Es gilt für seinen Freund Guillaume, der den "wingman" gibt ("gemeint ist ein Freund, der einem anderen beim Flirten hilft") und bald lernt, dass ihr Name nicht Rosie, sondern Ruby lautet. Und es gilt für ihre Mutter, die sich der Geschichte ihrer Tochter auf eine Weise bedient, die Ruby nicht hinnehmen kann.
Obwohl man aber bald begriffen hat, dass der Witz des ganzen Buches darin liegt, die Erwartungen der Figuren wie der Leser immer wieder zu brechen, und obwohl die nötigen Begrifflichkeiten zu dem angewandten Verfahren gleich mitgeliefert werden, gelingt es Lena Hach stets aufs Neue, Fallen zu stellen und Volten zu schlagen, mit denen man nicht rechnet. Lena Hach mutet ihren Figuren viel zu. Sie glaubt aber auch auf eine Weise an sie, die es ihnen ermöglicht, sich in peinlichen Lagen auszuprobieren und in unangenehmen Dialogen ihre rhetorischen Fähigkeiten zu schärfen.
Das alles ergibt ein Buch, von dem das gute Gefühl tiefen Zutrauens ausgeht - besonders in sechzehn Jahre alte Menschen. LENA BOPP
Lena Hach: "Popcorn süß-salzig". Roman.
Mixtvision Verlag, München 2024. 192 S., geb., 16,- Euro. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Eine an Klischees gar nicht arme Liebesgeschichte hat Lena Hach mit diesem Jugendroman vorgelegt, schreibt Rezensentin Lena Bopp. Allerdings unterwandert die Autorin diese auch immer wieder in ihrer Geschichte über Ruby, die ungewöhnliche Protagonistin des Buches. Ruby will sich nicht auf eine "fake dating"-Situation mit Phil einlassen, um die von ihm eigentlich Begehrte eifersüchtig zu machen, weil sie weiß, dass man sich dann am Ende doch verliebt. Wenn die Handlung droht, in kitschige Klischees abzudriften, führt Ruby bewusst einen "plot turn" herbei und erklärt nebenbei den Lesern und Leserinnen, was ein "wingman" (ein Verkuppler) oder ein "manic pixie dream girl" (ein etwas schrulliges Mädchen, das vom Helden begehrt wird) ist , so Bopp. Damit kreiert sie eine Art literaturwissenschaftlichen Doppelboden, hält die durchaus überzeugte Kritikerin fest. Ein Roman, der mit Erwartungen spielt und von dem ein "Gefühl tiefen Zutrauens ausgeht", schließt sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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