Hirnforschung im Spannungsfeld von esoterischer Wissenschaft und massenmedialer Inszenierung.Die Hirnforschung trifft seit mehr als zehn Jahren auf große Resonanz in Wissenschaft und Medien. Sie wird als Schlüsseldisziplin zur Lösung gesellschaftlicher Probleme und existenzieller Fragen angesehen. Die Analyse neuronaler Prozesse und Strukturen verspricht Antworten auf Fragen nach der Entstehung und Heilung von Krankheiten, Faktoren für schulischen Erfolg, Auswirkungen von Stress oder unser Selbstverständnis als Menschen. Torsten Heinemann zeigt, dass der Erfolg der Neurowissenschaften wenig zu tun hat mit wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn. Die Bedeutung der Hirnforschung besteht vor allem in einem neuen Umgang mit dem generierten Wissen. Die Disziplin kennzeichnet eine konsequente Popularisierung von Wissen, die die Trennung von Grundlagenforschung und Anwendungskontext überholt erscheinen lässt und zugleich eine Voraussetzung für den interdisziplinären Dialog und die mediale Inszenierung ist. Heinemann räumt mit dem Vorurteil auf, Hirnforschung sei ein hegemoniales Expansionsprojekt und rekonstruiert die Disziplin als Integrationsfeld, das auf konsequenter Popularisierung basiert.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Endlich einmal eine angemessene Würdigung der Hirnforschung! Freut sich Philip Kovce angesichts einer Veröffentlichung, mit der es dem Autor offenbar gelingt, die Erfolgsgeschichte des Gehirns, den Neuro-Hype, sachlich und souverän aus Soziologen-Perspektive zu betrachten. Das Ergebnis ist eigentlich ernüchternd: Alles ein großes Theater, das sich ein von "Arbeitsbündnissen" aus Forschung, Journalistik, Politik und Ökonomie eingelulltes Publikum gefallen lässt! Der kritische Blick des Autors, der die Sucht des Publikums nach deterministischen Erklärungen mitverantwortlich macht, gefällt dem Rezensenten. Etwas allerdings missfällt ihm auch: Auf die ein oder andere Redundanz, meint er, hätte Torsten Heinemann verzichten sollen, auf ein Register und ein nummeriertes Inhaltsverzeichnis lieber nicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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