»Liebes Fräulein, falls Sie der Blumensträuße und des Sektes nicht entraten mögen, sollen Sie sie von mir bekommen. Es ist nicht zulässig, dass Sie dieser Dinge durch Schüler teilhaftig werden.«
Sein ganzes Leben hat Professor Rath als guter Bürger seine Pflicht getan, alles musste stets seine
Ordnung haben. Als höchst gestrenger Lehrer war er gefürchtet und wenn jemand ihn „Unrat“ nannte,…mehr»Liebes Fräulein, falls Sie der Blumensträuße und des Sektes nicht entraten mögen, sollen Sie sie von mir bekommen. Es ist nicht zulässig, dass Sie dieser Dinge durch Schüler teilhaftig werden.«
Sein ganzes Leben hat Professor Rath als guter Bürger seine Pflicht getan, alles musste stets seine Ordnung haben. Als höchst gestrenger Lehrer war er gefürchtet und wenn jemand ihn „Unrat“ nannte, verstand er keinen Spaß. Im Gegenteil fühlte er sich schwer gekränkt und konnte sich nicht vorstellen, dass weniger als eine schwere Beleidigungsabsicht damit verbunden sein könnte.
Als er eines Tages ein anrüchiges Lokal betritt, um eine dort auftretende, noch anrüchigere Sängerin aufzufordern, schleunigst die Stadt zu verlassen, läuft dies aber anders als geplant. Er verfällt der Künstlerin namens Rosa Fröhlich und ruiniert dadurch in der Folge sein gesamtes Leben.
Eine tragische Geschichte, die man sich gut und zu allen Zeiten vorstellen kann. Ein verschrobener, verbiesterter Spätfünfziger, der in seinem ganzen Leben nie so etwas wie Spaß kennengelernt hat, verfällt den Verführungskünsten einer jungen Frau. Natürlich will er sich das zunächst nicht eingestehen, vielmehr redet er sich lange ein, sich täglich um Rosa zu kümmern, damit seine Schüler nicht zu ihr können und so vor dem schädlichen Einfluss geschützt sind. Er, der zwar nicht beliebt, aber doch zumindest geachtet war, verliert nach und nach alles, was er sich im Leben an Ansehen erarbeitet hat und stürzt letztlich, blind für die wahre Erkenntnis der Zusammenhänge, in einen regelrechten Abgrund.
Auch wenn all das sehr realistisch wirkt, war es für mich nicht schön zu lesen. Da hätte mir ein unrealistisches Happy End besser gefallen. Zudem sorgte die alte Sprache (das Buch erschien erstmals 1905) dafür, dass mir der Zugang noch schwerer fiel.
Fazit: Gut vorstellbare Handlung, aber darüber hinaus schlicht tragisch.