Dieses Buch verhilft einem in Vergessenheit geratenen Störenfried - vielleicht dem Störenfried par excellence - zu einem großen Comeback: dem puer robustus, dem kräftigen Knaben, der auf eigene Faust handelt, sich nicht an die Regeln hält, der aneckt, aufbegehrt und auch mal zuschlägt. Als Unhold oder Held, Schreck- oder Leitbild hatte er über drei Jahrhunderte hinweg die Gemüter großer Dichter und Denker erhitzt. Hobbes und Rousseau, Schiller und Hugo, Diderot und Tocqueville, Marx, Freud, Carl Schmitt und viele andere sahen in ihm sogar eine Schlüsselfigur, an der sich ein Zentralproblem der politischen Philosophie entscheidet: das Verhältnis von Ordnung und Störung.Auch heute steht die Zukunft der modernen Gesellschaft auf dem Spiel. Und nach wie vor entscheidet sie sich nicht im Zentrum der Macht, sondern an den Rändern, wo die Krisen ausgefochten werden. Dort - an der Schwelle zur Ordnung - tummeln sich Trittbrettfahrer und Quertreiber, Eigenbrötler und Rebellen, und hinter ihnen allen steckt der puer robustus. Höchste Zeit also, ihn mit Dieter Thomä wiederzuentdecken, der in seiner fabelhaften philosophischen Abenteuergeschichte zeigt, was von diesem Kerl zu halten ist.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Mit großem Interesse hat Rezensent Adam Soboczynski Dieter Thomäs Philosophie des Störenfrieds gelesen, den er hier in allen Facetten kennenlernt. Auf siebenhundert Seiten arbeitet sich der Philosoph durch die Geschichte der politischen Theorie und der Literatur, sammelt Bemerkungen über den Außenseiter und klärt nicht nur über den puer robustus etwa bei Hobbes, Rousseau, Diderot, Marx oder Freud auf, sondern wirft auch einen Blick auf politisch aktuelle Störenfriede, informiert der Kritiker. So erfährt er in Thomäs kluger Kategorisierung, dass zwischen dem egozentrischen, dem exzentrischen und dem nomozentrischen Rebellen zu unterscheiden sei, wobei letzterer als "progressive Figur" der Demokratie erscheint. Dass der Autor allerdings selbst als Störenfried seines Essays auftritt, indem er immer wieder über sich spricht, findet der Rezensent ärgerlich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Dieter Thomäs Puer Robustus ist ein großer Wurf.« Arno Widmann Frankfurter Rundschau 20170204







