Den Rahmen des Romans „Räume des Lichts“ von Yuko Tsushima bildet der Einzug bzw. der Auszug aus einer wunderbar lichtdurchfluteten Wohnung der namenlosen Protagonistin mit ihrer dreijährigen Tochter.
Im Zentrum steht die zutiefst unglückliche junge Frau, die nicht Herrin ihres Schicksals ist. Sie
hinterfragt ihre desaströse Situation nicht, bekommt kaum Hilfe, kann nicht für sich und ihre…mehrDen Rahmen des Romans „Räume des Lichts“ von Yuko Tsushima bildet der Einzug bzw. der Auszug aus einer wunderbar lichtdurchfluteten Wohnung der namenlosen Protagonistin mit ihrer dreijährigen Tochter.
Im Zentrum steht die zutiefst unglückliche junge Frau, die nicht Herrin ihres Schicksals ist. Sie hinterfragt ihre desaströse Situation nicht, bekommt kaum Hilfe, kann nicht für sich und ihre Tochter sorgen. Es ist unendlich traurig, diese Hilflosigkeit zu erkennen, aber trotzdem stellen sich bei mir weder Mitleid noch Nähe zu ihr ein. Fremd, unpersönlich, undurchschaubar bleibt sie bis zum Schluss. Über ihre eigenen Interessen erfahren wir nichts. Sie wird nur im Rahmen ihrer defizitären Rolle als Mutter, als Angestellte, die jeweils Angst hat, den Ansprüchen nicht zu genügen, charakterisiert.
Das unaufgearbeitete Verhältnis zu dem Vater der Tochter nimmt eine dominante Rolle ein, er ist weder an seinem Kind noch an seiner Exfrau interessiert, taucht nicht zu den Mediationsgesprächen auf, bietet weder finanziell noch emotional seine Unterstützung an.
Eine Entwicklung der Figuren findet in diesem Roman nicht statt. Ich habe das Gefühl, dass Mutter und Tochter sich immer weiter voneinander entfremden und Überforderung, Wut, Schuldgefühle und Aggressionen die Basis der Beziehung bilden, eine Abwährtsspirale in das totale Desaster.
Lakonisch erzählt weist der Text eine eigenartige Schönheit in seiner Starre und Ereignislosigkeit auf: Die Geschichte einer Depression, die nur mithilfe von Liebe, Nähe und / oder psychologischer Unterstützung gelöst werden könnte.
Eros und Thanatos tauchen immer wieder auf, am Ende überwiegt allerdings das Todesmotiv. Der Tod ist omnipräsent, ob im Traum oder in der Realität, auf der Straße, in der Nachbarschaft, im Alltag. Gewalt- und Katastrophenphantasien peinigen die junge Frau und vermindern ihr ohnehin geringes Selbstwertgefühl.
Zum Schluss schließt sich der Rahmen, die Wohnsituation verschlechtert sich aus eigenem Antrieb, Enge, Dunkelheit, Perspektivlosigkeit und als Leserin kann ich nur traurig den Kopf schütteln - warum?
Das Nachwort skizziert das Leben und Werk der japanischen Autorin und bietet interessante Rückschlüsse auf die Rolle von alleinerziehenden Frauen im Japan der 70-er Jahre, Entstehungszeit des Romans, und es zeigt sich, dass die Aktualität leider immer noch punktuell gegeben ist.