Offen sein und schreiben - mehr wollte Rilke nicht, ein bescheidener und zugleich anspruchsvoller Wunsch. Als Autor erfuhr er 'das ganze Leben [...], als ob es mit allen seinen Möglichkeiten mitten durch ihn durchginge'. Allerdings auch mit all seinen Widersprüchen: Rilke floh vor seinen Musen und brauchte sie doch, beklagte die Folgen des Fortschritts und begeisterte sich für Technik, er liebte das einfache Leben und umgab sich mit schönen Dingen. Mit den Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge schuf Rilke einen der ersten modernen Romane und epochemachende Gedichtzyklen, deren Ausdruckskraft bis heute nachwirkt. Sandra Richter, Literaturwissenschaftlerin und Direktorin des Deutschen Literaturarchivs Marbach, legt eine eindrucksvolle Biografie mit neuen Quellen aus dem Rilke-Archiv vor. Sie zeigt, warum es sich heute in besonderer Weise lohnt, Rilke wieder zu lesen: Er lebte in schwierigen Zeiten, und er verarbeitete sie mit einer Wucht, die vielleicht nur im Angesicht existenzieller Bedrohung glaubhaft wirkt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Freundlich bespricht Rezensent Hilmar Klute die Rilke-Biografie Sandra Richters, Leiterin des Deutschen Literaturarchivs in Marbach. Die Besprechung, die sich außerdem Manfred Kochs Rilke-Buch widmet, besteht hauptsächlich aus einer Rekonstruktion von Rilkes Leben, wobei selten klar wird, inwieweit Klute sich direkt auf Richter bezieht. Gut gefällt Klute unter anderem Richters Darstellung der Beziehung Rilkes zu Eleonora Duse. Insgesamt konzentriert sich Richters Studie auf den Identitätswirrwar, dem Rilke ausgesetzt war und auf die Rolle der Frauen in seinem Leben, so der zufriedene Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»[Rilkes] Vita lässt sich nur schwer von seinem Schaffen trennen. Umso wichtiger ist es, hinter den Mythos zu schauen. Sandra Richters erfrischender Zugang bietet dafür die beste Gelegenheit.« Björn Hayer NZZ am Sonntag 20250629







