Rainer Werner Fassbinder gilt als der bedeutendste Regisseur des deuschen Kinos nach dem Zweiten Weltkrieg. Während die bisherige Literatur zu Fassbinder sich vor allem dem "maßlosen" Leben des ungemein produktiven Filmemachers verschrieben hat, steht in diesem Buch sein Werk im Zentrum: Thomas Elsaesser, einer der international renommiertesten Filmhistoriker, analysiert Fassbinders Filme als ebenso klarsichtige wie kritische Chronik der Bundesrepbulik und ihrer Vorgeschichte. Die politische und kulturelle Entwicklung nach der Wiedervereinigung hat dabei viele von Fassbinders bevorzugten Themen - wie faschistische Kontinuitäten und Rassismus - wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Anders als die englische Originalausgabe enthält der Band auf 536 Seiten viele Fotos und Sequenzen aus den Filmen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Fassbinder, stellt der Rezensent Bert Rebhandl fest, ist bis heute ein Filmemacher, der sich der raschen Einordnung entzieht. Der Filmwissenschaftler Thomas Elsaesser macht diesen Entzug in seinem vor fünf Jahren in englischer Sprache erschienenen, nun übersetzten Buch gerade zum Thema: in Fassbinders Filmen geht es, in der Formulierung des Rezensenten, um die "Überschreitung jener Grenzen, innerhalb derer sich das Subjekt beruhigt" - und zwar immer im deutschen Kontext, im Verhältnis von "Körpern und Werten". Im Zentrum der Analyse steht Fassbinders Verfilmung von "Berlin Alexanderplatz" - der Schwarzmarkt wird für Elsaesser zur "Metapher" des schwunghaften Handels, den der Regisseur mit Identifikationen trieb. Die psychoanalytische Deutung zieht sich durch die Untersuchung, der "Jargon" auch, meint Rebhandl. Das ist aber der einzig unfreundliche Kommentar. Insgesamt findet er das Buch nämlich "äußerst kenntnisreich und in allen Registern des Symbolischen versiert".
© Perlentaucher Medien GmbH
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