14,90 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 2-4 Wochen
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Das Mädchen Vroni, zu Beginn der Geschichte sechs Jahre alt, wächst in einer Großfamilie im Allgäu auf, die vom Großvater mit harter Hand regiert wird. Vroni ist den familiären Machtverhältnissen hilflos ausgeliefert. Insbesondere leidet sie unter den unkontrollierten Wutausbrüchen ihres Vaters, der als Kriegsversehrter eine vom Großvater ganz und gar abhängige Existenz führt. Niemand hat den Mut oder die Position, Vroni beizustehen, auch die Mutter nicht.
Aber da gibt es Pierre, der Sohn der jüdischen Fabrikantenfamilie im Dorf, die nach Kriegsende aus dem Osten kam, um die geerbte Fabrik
…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Das Mädchen Vroni, zu Beginn der Geschichte sechs Jahre alt, wächst in einer Großfamilie im Allgäu auf, die vom Großvater mit harter Hand regiert wird. Vroni ist den familiären Machtverhältnissen hilflos ausgeliefert. Insbesondere leidet sie unter den unkontrollierten Wutausbrüchen ihres Vaters, der als Kriegsversehrter eine vom Großvater ganz und gar abhängige Existenz führt. Niemand hat den Mut oder die Position, Vroni beizustehen, auch die Mutter nicht.

Aber da gibt es Pierre, der Sohn der jüdischen Fabrikantenfamilie im Dorf, die nach Kriegsende aus dem Osten kam, um die geerbte Fabrik zu übernehmen. Pierre spielt Klavier wie Mozart, er "ist" Mozart, ihr Held, der ihr mit seiner Kunst eine Gegenwelt zu den bedrückenden und grausamen Verhältnissen in ihrem Zuhause eröffnet. Mit diesem Jungen, körperlich ein Krüppel, zu dem ihr der Kontakt strengstens untersagt ist, verbindet sie eine zärtliche Freundschaft. Doch als durch Intrigen der Dorfbewohner der Konkurs der Fabrik herbeigeführt und Pierres Familie vertrieben wird, bricht für Vroni eine Welt zusammen.

Rauken ist ein eindringliches und beklemmendes Prosastück über die deutsche Nachkriegszeit. Die Geschichte des kleinen Mädchens Vroni kommt still und leise daher, so dass eine ganze Weile vergeht, bis man die tiefen Risse bemerkt, die dieses Buch und mit ihm die deutsche Geschichte nach 1945 durchziehen.

Mit Rauken ist es Claire Beyer gelungen, eine sprachmächtige, in ungeheuer dichten Bildern den Leser bis zum letzten Satz bannende und bewegende Geschichte über Machtverhältnisse, die seelischen Folgen von Gewalt, die Psyche der Opfer zu schreiben. Die stilsichere Erzählung ist nicht nur ein psychologisches Porträt, sondern zugleich ein politischer Text, der den Blick eines Kindes wiedergibt, das so unerfahren ist wie die junge Bundesrepublik, und am Beispiel eines kleinen Dorfes in Süddeutschland zeigt, wie sehr die Nachkriegsgesellschaft in der Phase des Wiederaufbaus noch der Katastrophe des Faschismus verhaftet ist, die sie zu verdrängen sucht.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Claire Beyer, 1947 geboren, lebt in Markgröningen bei Ludwigsburg. Sie hat ein Musical über Camille Claudel verfasst und Erzählungen, Kurzprosa und Gedichte in verschiedenen Anthologien sowie einen Band mit Lyrik veröffentlicht. Nach ihrem überaus erfolgreichen Prosadebüt »Rauken« (FVA 2000) erschienen der Erzählungsband »Rosenhain« sowie die Romane »Remis«, »Rohlinge« und »Refugium«. Die FVA veröffentlicht das Gesamtwerk Claire Beyers.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit diesem späten Debüt, findet Rezensent Martin Ebel, habe die Autorin einen fast perfekten Text vorgelegt. Es befremdet zunächst, dass der Rezensent dieses Buch mit Gustaw Herlings GULag Bericht "Welt ohne Erbarmen" vergleicht, und um Worte für die von Claire Beyer beschriebene Familienhölle zu finden, selbst vor der Verwendung von KZ-Vokabeln wie "Kapo" nicht zurück schreckt. Doch je weiter man liest, desto eher versteht man, wie er dazu kommt. Denn was aus den Schilderungen des Rezensenten aus dieser Kindheits- und Leidensgeschichte an Brutalität und Grausamkeiten an die Oberfläche dringt, sprengt tatsächlich die Grenzen dessen, was man aus ähnlichen Geschichten aus dem ländlichen Bayern der frühen fünfziger Jahre kennt. Und man kann dann auch die abschließende Einschätzung nachvollziehen: dass nämlich dieser "in seiner Drastik vielleicht extreme Einzelfall" durchaus etwas Exemplarisches habe. Wage die Autorin hier doch einen Blick auf eine Generation, die die Erfahrung von NS-Diktatur und Weltkrieg nicht verarbeitet, "sondern nur verdrängt" habe und so die eigene Deformation an die nächste Generation weiter gab.

© Perlentaucher Medien GmbH