Was meinen wir, wenn wir von Realität sprechen? Was bedeutet Realismus im Denken? Wie tritt der Mensch in Kontakt mit der Wirklichkeit und bildet ein Bewusstsein von ihr aus? Diese Grundfragen der Philosophie haben Hans Blumenberg zeit seines Lebens beschäftigt und sind als wichtige Unterströmung in vielen seiner Bücher präsent. Eine eigene Monographie zum Thema hat er nie publiziert, er hat sie aber projektiert, wie aus seinem Nachlass hervorgeht. Dort findet sich unter dem Kürzel REA ein umfangreiches Konvolut druckreifer Texte aus den 1970er Jahren, und auch einen Buchtitel hatte sich Blumenberg schon notiert: »Realität und Realismus«.
In intensiver Auseinandersetzung mit dem Wirklichkeitsbegriff, und zwar sowohl in systematischer als auch in historischer Hinsicht, arbeitet Blumenberg meisterhaft dessen historische, anthropologische und kulturelle Dimensionen heraus. Er zeigt unter anderem, dass die Thematisierung dessen, was wir Wirklichkeit nennen, auf Umwegen geschieht und auch erst dann, wenn wir durch eine Störung gezwungen werden, unseren selbstverständlichen Weltzugang zu hinterfragen. Realismus und Realität ist ein Glanzstück und entscheidender Baustein von Blumenbergs Theorie der Lebenswelt.
In intensiver Auseinandersetzung mit dem Wirklichkeitsbegriff, und zwar sowohl in systematischer als auch in historischer Hinsicht, arbeitet Blumenberg meisterhaft dessen historische, anthropologische und kulturelle Dimensionen heraus. Er zeigt unter anderem, dass die Thematisierung dessen, was wir Wirklichkeit nennen, auf Umwegen geschieht und auch erst dann, wenn wir durch eine Störung gezwungen werden, unseren selbstverständlichen Weltzugang zu hinterfragen. Realismus und Realität ist ein Glanzstück und entscheidender Baustein von Blumenbergs Theorie der Lebenswelt.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Rezensent Eckart Goebel lernt, was er schon weiß, bei Hans Blumenberg: Der Weg ist das Ziel. Als (Lehr-)Meister der Umwege erscheint ihm der dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiernde Philosoph in diesem von Nicola Zambon "kompetent" aus dem Nachlass herausgegebenen Band, als Wegweiser durch die Philosophie als "Wunscherfüllungsersatz". Wie Blumenberg Wirklichkeitsbegriffe erkundet, von den alten Griechen über Goethe bis Hitler, scheint Goebel lehrreich. Den Höhepunkt des Buches erkennt er in Blumenbergs Diskussion eines Mittelwegs zwischen Widerstand gegen die und Resignation angesichts der Wirklichkeit als eines, ja, Umwegs.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Blumenberg beobachtet und beschreibt hinreißend, dass die Menschen in dem Augenblick, in dem der Brunnen gebohrt und das Leben gesichert ist, sofort anfangen, Umwege zu gehen. Jeder kennt das aus eigener Erfahrung: dass man etwas eher losgeht, um den längeren, aber schöneren Weg zum nächsten Termin nehmen zu können, den Umweg.« Eckart Goebel DIE WELT 20200711







