Über Grauzonen habsburgtreuen Untertanenverhaltens: Sabrina Rospert reinterpretiert die Aufstands- und Neuordnungsgeschichte Ungarns am Beginn der 1670er Jahre.Absolutismus und politische Willkür - mit diesen Attributen wurden lange Zeit die Reaktionen des Wiener Hofes auf die ungarischen Ständeerhebungen der frühen 1670er Jahre in Verbindung gebracht. Sabrina Rospert stellt in ihrer Studie die uneingeschränkte habsburgische Machtausübung erstmals infrage: Recherchen in österreichischen, ungarischen und slowakischen Verwaltungs- und Lokalarchiven offenbaren weniger das Ausmaß der obrigkeitlichen Ermittlungen als vielmehr die Relevanz einer Differenzierung untertanenkonformer Verhaltensformen von offener Rebellion. Der Wiener Hof setzte auf eine breite Gnadenpolitik und räumte Angehörigen der Stände (Einzelpersonen, Städten, Komitaten) das Recht ein, ihr Treueverhältnis zu erneuern. Rehabilitierung war fester Bestandteil der habsburgischen Machtkommunikation.An der Schnittstelle zwischen Revoltenforschung und dem Paradigma politischer Kommunikation beleuchtet die Studie somit Fragen nach der »Wahrnehmungsschwelle« von Rebellion; den Mikropolitiken gefährdeter Loyalität; sowie nach der Vielfalt der Ausdrucksformen von Widersetzlichkeit und Herrschertreue, insbesondere im Spiegel konfessionspolitischer Konflikte im mittelosteuropäischen Raum der Frühen Neuzeit.
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