"Man spricht immer nur eine Sprache". "Man spricht niemals nur eine Sprache". Zwischen diesen beiden widersprüchlichen und dennoch gleichermassen geltenden Aussagen eröffnet sich für Jacques Derrida gerade das kulturelle Feld, das durch die Aufgabe der Übersetzung bestimmt ist: Eine Übersetzung nicht nur zwischen Sprachen, sondern auch zwischen Kulturen, Nationen, politischen Identitäten. Vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen als Angehöriger der franco-maghrebinischen Minderheit Algeriens stellt Derrida in aller Radikalität die Frage nach der sogenannten muttersprachlichen Identität, die in den Debatten um Mono- und Multikulturalismus, um Nationalität und Staatsbürgerschaft wieder an Brisanz gewinnt. Für ihn gibt es aber kein natürliches Eigentum an der Sprache, sondern nur die Gewalt der Aneignung: auch der eigenen Sprache als einer Fremdsprache.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Überhaupt nicht einverstanden ist Michael Pawlik mit Alfred Hirschs Dissertation zur neuzeitlichen Gewaltlegitimation, von dessen ambitioniertem Dekonstruktionsvorhaben nach Pawliks Meinung "buchstäblich nichts übrig bleibt". Dekonstruiert habe Hirsch nur seinen "eigenen "Begründungsanspruch", lautet das ungnädige Urteil. In Ungnade gefallen ist Hirsch bei Pawlik, weil er sich in dessen Augen als "Friedensgläubiger" erweist, der zwar jede Menge Bedenken gegen die Gewaltlegitimation auf Seiten des Staates vorträgt, aber diese Bedenken ganz bedenkenlos und suggestiv ausbreitet und damit nur andere Gläubige erreichen dürfte, wie Pawlik böse anmerkt. Alle drei Hauptargumente Hirschs sieht der Rezensent als widerlegt an; um eines davon herauszugreifen: Hirsch moniert die Gefahr, dass (staatliche) Gewalt außer Kontrolle geraten und das soziale Klima vergiften könne. In der Tat gebe es in der Geschichte eine Menge Beispiele dafür, gesteht Pawlik ein, trotzdem findet er Hirschs Argumentation viel zu pauschal, da sie in keiner Weise auf die Bemühungen des bürgerlichen Rechtsstaates in den vergangenen 150 Jahren reagiert, diesen Gefahren entgegenzuwirken. Ähnlich ergeht es dem Rezensenten mit anderen Argumentationssträngen des Autors, mit deren Hilfe dieser "die Begründungsanstrengungen der gesamten politischen Philosophie" vom Tisch fegt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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