Eine umfassende Dokumentation der alltäglichen und der spektakulären, der gelungenen und der gescheiterten Rettungsversuche in ganz Europa.Arno Lustiger schildert die Bemühungen, Juden im gesamten besetzten Europa das Leben zu retten, aus einer neuen Perspektive. So erweitert er die Kriterien dessen, was in der öffentlichen Wahrnehmung unter »Judenrettung« verstanden wird: Er schildert nicht nur die Aktionen derer, die als »Gerechte unter den Völkern« geehrt wurden, sondern auch die in Vergessenheit geratenen Rettungsversuche von Diplomaten, Juden, Geistlichen u.a. Auch unterscheidet er nicht zwischen erfolgreichen und missglückten Aktionen; eine Hierarchisierung der Retter findet ebenfalls nicht statt. Auf diese Weise bringt er auch die kleinen, alltäglichen Rettungsbemühungen von Einzelpersonen ebenso wie von Netzwerken ans Licht, die den Mord an den europäischen Juden nicht aufhalten konnten, die jedoch gleichwohl Widerstand gegen die Nazis bedeuteten. Vor diesem Hintergrund prägte Lustiger den Begriff »Rettungswiderstand«.Die Synthese aus der persönlichen Nähe des Holocaust-Überlebenden, der sein eigenes Leben mehreren Rettungsgeschichten verdankt, und der wissenschaftlichen Distanz des Historikers macht diesen Band zu einem eindringlichen Leseerlebnis und einer Horizonterweiterung unseres Wissens um die Möglichkeiten widerständischen Verhaltens gleichermaßen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Rainer Blasius hat dieses Buch von Arno Lustiger sehr beeindruckt, aber er bleibt etwas auf Distanz. Lustiger möchte die Retter von Juden während des Nationalsozialismus, oft unbesungene Helden, deren Zahl er insgesamt auf 100.000 Menschen in Deutschland und im besetzten Europa schätzt, ins rechte Licht setzen. Von mehr als zweihundert Rettern erzählt Lustiger ausführlicher, und Blasius hat die Geschichten sehr bewegt nachgelesen. Dass Lustiger seine Quellen nicht immer genau angeben kann oder nicht die gleichen strengen Standards an eine heldenhafte Tat anlegt, wie die Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem, stört Blasius nicht. Nicht ganz einverstanden scheint Blasius mit Lustigers generelleren Ausführungen zum deutschen Widerstand, den Lustiger dadurch in seiner Bedeutung relativiere, dass er - wie der 20. Juli - entweder zu spät kam, nicht in der Bevölkerung verankert war oder kaum Erfolgsergebnisse vorweisen konnte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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