»Moses der Ägypter« ist ein Text von Hans Blumenberg, in dem dieser sich mit zwei prägenden Figuren der Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts beschäftigt: Sigmund Freud und Hannah Arendt. Entstanden Ende der 1980er Jahre, aufbewahrt in der Mappe »Unerlaubte Fragmente«, gehört er zu den vielleicht spektakulärsten Stücken aus dem Nachlass des Philosophen.Blumenberg setzt ein mit Freuds im Jahr 1939 publiziertem Alterswerk Der Mann Moses und die monotheistische Religion, das er als dessen »große und letzte Kränkung der Menschheit in Gestalt ihrer Leidendsten« bezeichnet, und geht dann über zu einer an Schärfe kaum zu überbietenden Auseinandersetzung mit Arendt und ihrem Buch Eichmann in Jerusalem. Sowohl bei Freud als auch bei Arendt sieht Blumenberg einen Rigorismus am Werk, der im Namen der Wahrheit auftritt, aber in Rücksichtslosigkeit umschlägt, weil er blind macht für das Politische und taub für das Unfassliche.»Wie Freud den Mann Moses seinem Volk genommen hatte, nimmt HannahArendt Adolf Eichmann dem Staat Israel« - so lautet eine der vielen bemerkenswerten Schlussfolgerungen in diesem dichten Text, der auch etwas von Blumenbergs Haltung zum Judentum und zum Zionismus preisgibt. »Moses der Ägypter« wird hier erstmals vollständig publiziert - versehen mit Kommentaren des Herausgebers und ergänzt um weitere Texte aus dem Nachlass zu diesem Themenfeld.
Dieses Buch ist Teil der Grauen Reihe.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Lothar Müller nimmt sich den kaum 12 Seiten langen Essay des Philosophen Hans Blumenberg vor und stellt fest, dass der von Ahlrich Meyer aus dem Nachlass publizierte, wie er findet, aufschlussreich kommentierte und mit Exzerpten und Vorarbeiten angereicherte Text den Doppelangriff Blumenbergs auf Freuds "Mann Moses" und Arendts "Eichmann in Jerusalem" zwar in seiner ganzen Schärfe dokumentiert, aber auch seine Schwächen offenbart. Etwa dahingehend, dass sichtbar wird, wie wenig Blumenberg sich mit der eher geringen Wirkung von Freuds Schrift befasst oder mit der Kontroverse, die Arendts Text auslöste. Müller untersucht die Parallele zwischen Freud und Arendt und kommt zu dem Schluss, dass der Autor zwar seine Mythisierung der Geschichte verteidigen kann, indem er Arents Eichmann-Bild kritisiert, die Analyse des Gesamtkomplexes darunter jedoch letztlich leidet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Dem nun bei Suhrkamp erschienenen Band Rigorismus der Wahrheit hat der Herausgeber Ahlrich Meyer viel Sorgfalt angedeihen lassen. Das ist gut so, denn er behandelt ein heikles Thema und konfrontiert den Leser in Bezug auf Blumenberg mit Unerwartetem.« Jürgen Busche der Freitag 20150326







