Virginia Woolfs letztes zu Lebzeiten veröffentlichtes Werk wurde bisher nie ins Deutsche übersetzt. Ihre 1940 erschienene Biografie des Londoner Malers und Kunstkritikers Roger Fry ist nicht nur ein herausragendes Lebensbild einer bedeutenden Schlüsselfigur der Kunstgeschichte, sondern zugleich ein aufschlussreicher Teil des literarischen Werks der Schriftstellerin Virginia Woolf.Mit "Roger Fry" führt Virginia Woolf eindrücklich einen Epochenwandel vor Augen, der die bildende Kunst und die Literatur betraf, den Übergang von realistischer zu abstrakter Malerei, vom Realismus zur klassischen…mehr
Virginia Woolfs letztes zu Lebzeiten veröffentlichtes Werk wurde bisher nie ins Deutsche übersetzt. Ihre 1940 erschienene Biografie des Londoner Malers und Kunstkritikers Roger Fry ist nicht nur ein herausragendes Lebensbild einer bedeutenden Schlüsselfigur der Kunstgeschichte, sondern zugleich ein aufschlussreicher Teil des literarischen Werks der Schriftstellerin Virginia Woolf.Mit "Roger Fry" führt Virginia Woolf eindrücklich einen Epochenwandel vor Augen, der die bildende Kunst und die Literatur betraf, den Übergang von realistischer zu abstrakter Malerei, vom Realismus zur klassischen Moderne. Und wie schon in ihren Essays verschmelzen in "Roger Fry" Woolfs Fähigkeiten als Berichterstatterin und Literatin: Die Biografie liest sich wie ein Roman - natürlich mit dem charakteristischen, präzisen und humorvollen Virginia-Woolf-Ton.Ebenfalls enthalten: die neu übersetzten Erzählungen "Montag oder Dienstag", "Blau & Grün" und "Der Suchscheinwerfer", die den Einfluss Roger Frys aufdas Werk Virginia Woolfs veranschaulichen.
Virginia Woolf wurde 1882 in London geboren und bezog nach dem Tod der Eltern gemeinsam mit ihren Geschwistern 1905 ein Haus im Londoner Stadtteil Bloomsbury, wo sich aus Zusammenkünften im Freundes- und Bekanntenkreis in den Folgejahren die legendäre Bloomsbury Group entwickelte. Woolf schrieb zunächst für verschiedene Zeitungen. 1912 heiratete sie Leonard Woolf, mit dem sie bis zu ihrem Tod zusammenlebte. Gemeinsam gründeten sie 1917 den Verlag The Hogarth Press. 1922 lernte sie Vita Sackville-West kennen, mit der sie später eine dreijährige Liebesbeziehung und eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Woolf litt ihr Leben lang an wiederkehrenden schweren Depressionen, 1941 nahm sie sich das Leben. 1915 erschien ihr erster Roman, "Die Fahrt hinaus" (The Voyage Out). Es folgten zahlreiche weitere Romane, Erzählungen und Essays. Heute gilt sie als eine der bedeutendsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Roger Fry war als Maler, Kurator und Mitglied des Bloomsbury Kreises um Virginia Woolf eine wichtige Figur im englischen Kulturbetrieb, erklärt Rezensent Niklas Maak. Er freut sich, dass Tobias Schwartz Woolfs Fry-Biografie nun erstmals "sensibel und präzise" ins Deutsche übersetzt hat, weil es eben nicht nur Biografie ist, sondern auch den britischen "Aufbruch in die Moderne" dokumentiert. Mit Fry lernte Woolf, den Impressionismus zu verstehen und damit auch ihre Gegenwart. Für sie war er wie der Begründer einer neuen Schule von Athen. Ob Maak das auch so sieht, sagt er nicht, aber der Einfluss Frys auf Woolf wird ihm mit diesem Buch erst so richtig deutlich.
»Roger Fry, der in England zweifelsfrei als einer der wichtigsten Kunstvermittler des 20. Jahrhunderts gilt, ist bei uns ziemlich unbekannt. Dass es sich dabei um eine absurde Leerstelle handelt - das begreift man nach der Lektüre dieser großartigen 400-Seiten-Biographie.« Manuela Reichart / rbb Kultur
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