Mit ihren Romanen und Kurzgeschichten, von denen einige auch dramatisiert wurden, steht die amerikanische Schriftstellerin Carson McCullers (1917 - 1967) in der ersten Reihe der modernen Weltliteratur. Sie gehörte im US-amerikanischen Literaturbetrieb der 40er bis 60er Jahre zu den meistbeachteten
Autorinnen. Das Werk der aus Georgia stammenden McCullers war von den Themen der Südstaatenliteratur…mehrMit ihren Romanen und Kurzgeschichten, von denen einige auch dramatisiert wurden, steht die amerikanische Schriftstellerin Carson McCullers (1917 - 1967) in der ersten Reihe der modernen Weltliteratur. Sie gehörte im US-amerikanischen Literaturbetrieb der 40er bis 60er Jahre zu den meistbeachteten Autorinnen. Das Werk der aus Georgia stammenden McCullers war von den Themen der Südstaatenliteratur geprägt. Obwohl ihre Werke heute immer noch von Lesern und Kritikern hoch geschätzt werden - jahrelang stand sie auf der Liste der Nobelpreiskandidaten -, ist ihre Person leider weniger bekannt.
Im Diogenes Verlag sind nun ihre vier bekanntesten Romane in einem Schmuckschober erschienen. Mit ihrem Roman „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ (1940) gelang der damals 23jährigen McCullers ein viel beachtetes literarisches Debüt. Im Mittelpunkt des Romans steht der taubstumme John Singer, der auf der rastlosen Suche nach einem Ausweg aus seiner Einsamkeit ist. Von der Kritik wurde der Roman mit Dostojewski und Faulkner verglichen und McCullers als Begründerin eines symbolischen Realismus bezeichnet.
Bereits ein Jahr später veröffentlichte Carson McCullers den Roman „Spiegelbild im goldnen Auge“ (1941). Schauplatz ist ein Militärcamp in einem trostlosen, verlassenen Südstaatennest, wo zwei Offiziersfamilien in zwischenmenschliche Verstrickungen geraten, die schließlich mit dramatischem Ausgang enden. Es ist ein Roman ohne große Dialoge, dafür voller Reflektionen und „Spiegelbilder“.
In „Frankie“ (1946) schildert McCullers die Geschichte eines Reifeprozesses. Die zwölfjährige Frankie will am Leben der Erwachsenen teilhaben. Als ihr geliebter Bruder von seiner Braut nach der Hochzeit gewissermaßen „entführt“ wird, hallt ihr Ruf „Nehmt mich mit!“ ungehört dem abreisenden Paar nach.
Carson McCullers, die 1940 ihren ersten Schlaganfall erlitten hatte und ab 1946 halbseitig gelähmt war, schrieb in ihren letzten Lebensjahren den Roman „Uhr ohne Zeiger“ (1961) über den an Leukämie erkrankten Apotheker Malone. Außerdem verwebt sie hier die Schicksale von vier Menschen, deren Lebenswege sich oft nur zufällig berühren und die dem Leser einen Einblick in das Räderwerk einer südamerikanischen Kleinstadt gewähren.
Alle vier Werke, die auch einzeln erhältlich sind, erschienen bereits in den 60er Jahren im Diogenes Verlag und die damaligen Übersetzungen wurden für diese Ausgabe noch einmal überarbeitet. Übernommen wurden ebenfalls die vier Nachworte von Richard Wright, Marguerite Young, Tennessee Williams und Siegfried Lenz.
Fazit: Eine wundervolle Edition, die deutlich macht, wie still und unaufgeregt die amerikanische Autorin zu erzählen versteht und wie sie mit diesem leisen Zauber den Leser zu fesseln weiß.
Manfred Orlick