Die Gebäude von Paris sind geschichtsträchtig, jedes auf seine Art. Die Autorin und Filmemacherin Ruth Zylberman macht aus dem Mietshaus in der Rue Saint-Maur 209 im 10. Arrondissement eine wahre Zeitmaschine und zeichnet das vergangene und gegenwärtige Leben seiner Bewohner nach. Seit den 1850er Jahren haben dort Generationen von Familien, Handwerkern und Arbeitern, Künstlern und Einwanderern aus Ost- und Südeuropa sowie aus Nordafrika gelebt. Hier entstanden Freundschaften und Lieben, doch zugleich wurden auch tragische Schicksale besiegelt: Zur Zeit der deutschen Besatzung wurden hier besonders viele jüdische Kinder deportiert, deren Geschichten die Autorin nachgeht, zuweilen bis ans andere Ende der Welt.
Ruth Zylberman reflektiert in Rue Saint-Maur 209 über die Spuren der Vergangenheit, die Verflechtungen von großen geschichtlichen Ereignissen und kleinem Alltag - und auch über sich selbst, das Beobachten und das Erinnern.
Ruth Zylberman reflektiert in Rue Saint-Maur 209 über die Spuren der Vergangenheit, die Verflechtungen von großen geschichtlichen Ereignissen und kleinem Alltag - und auch über sich selbst, das Beobachten und das Erinnern.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein eindrückliches Buch legt Ruth Zylberman hier vor, meint Rezensentin Sonja Asal. Es ist eine Art Ergänzung zu Zylbermans Dokumentarfilm "Die Kinder aus der Rue Saint-Maur" - wie der Film widmet es sich den Schicksalen von in Konzentrationslagern verschleppten Kindern, die in einem Haus in der titelgebenden Pariser Straße gelebt hatten. Wobei Zylberman noch weiter ausgreift und auch andere Schicksale recherchiert, die mit dem Haus zu tun haben: Das Panorama reicht zurück bis zur Pariser Kommune, diverse Morde und auch Spionagegeschichten kommen vor, resümiert Asal. Insgesamt ergibt das eine Erzählung über den Alltag armer Menschen, der Kritikerin zufolge werden die beengten Lebensverhältnisse in dem Haus eindringlich dargestellt, ebenso wie die Atmosphäre von Angst und Schrecken, als der Naziterror begann. Viele Einwohner waren jüdisch, überlebt haben möglicherweise nur drei. Keineswegs lüftet Zylberman alle Geheimnisse des Hauses, stellt Asal klar. Dass das Buch vielmehr einen Eindruck vermittelt, wie es sich angefühlt haben mag im Inneren des Hauses zu leben, findet Asal ziemlich stark.
© Perlentaucher Medien GmbH
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