Als sein Vater stirbt, reist Didier Eribon zum ersten Mal nach Jahrzehnten in seine Heimatstadt. Gemeinsam mit seiner Mutter sieht er sich Fotos an - das ist die Ausgangskonstellation dieses Buchs, das autobiografisches Schreiben mit soziologischer Reflexion verknüpft. Eribon realisiert, wie sehr er unter der Homophobie seines Herkunftsmilieus litt und dass es der Habitus einer armen Arbeiterfamilie war, der es ihm schwer machte, in der Pariser Gesellschaft Fuß zu fassen. Darüber hinaus liefert er eine Analyse des sozialen und intellektuellen Lebens seit den fünfziger Jahren und fragt, warum ein Teil der Arbeiterschaft zum Front National übergelaufen ist. Das Buch sorgt seit seinem Erscheinen international für Aufsehen. So widmete Édouard Louis dem Autor seinen Bestseller »Das Ende von Eddy«.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Robin Celikates liest Didier Eribons Selbstbefragung aus dem Jahr 2009 in "gekonnter" Übersetzung mit Genuss. Die schonungslose Klarheit und soziologisch kontrollierte, mit Foucault, Bourdieu und James Baldwin vorgenommene Introspektion seines Werdegangs vom homosexuellen Arbeiterkind zum Pariser Intellektuellen hat den Rezensenten beeindruckt. Sichtbar wird laut Celikates eine soziale Realität, die den Autor formt, soziale Erfahrungen, unsichtbare Formen der Gewalt. Für den Rezensenten leistet Eribon damit im Bewusstsein der Paradoxien der eigenen Position eine soziologische wie literarische "Politik der Wahrheit", wie sie die französische Linke nicht einzulösen vermochte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»... das Buch der Stunde, menschlich zutiefst berührend und aufschlussreich.« Michaela Maria Müller Frankfurter Rundschau 20161119







