Resi hätte wissen können, dass ein Untermietverhältnis unter Freunden nicht die sicherste Wohnform darstellt, denn: Was ist Freundschaft? Die hört bekanntlich beim Geld auf. Die ist im Fall von Resis alter Clique mit den Jahren so brüchig geworden, dass Frank Lust bekommen hat, auszusortieren, alte Mietverträge inklusive.
Resi hätte wissen können, dass spätestens mit der Familiengründung der erbfähige Teil der Clique abbiegt Richtung Eigenheim und Abschottung und sie als Aufsteigerkind zusehen muss, wie sie da mithält.
Aber Resi wusste's nicht. Noch in den Achtzigern hieß es, alle Menschen wären gleich und würden durch Tüchtigkeit und Einsicht demnächst auch gerecht zusammenleben. Das Scheitern der Eltern in dieser Hinsicht musste verschleiert werden, also gab's nur drei Geschichten aus dem Leben ihrer Mutter, steht nicht mehr als ein Satz in deren Tagebuch.
Darüber ist Resi reichlich wütend. Und entschlossen, ihre Kinder aufzuklären, ob sie's wollen oder nicht. Sie erzählt von sich, von früher, von der Verheißung eines alternativen Lebens und der Ankunft im ehelichen und elterlichen Alltag. Und auch davon, wie es ist, Erzählerin zu sein, gegen innere Scham und äußere Anklage zur Protagonistin der eigenen Geschichte zu werden.
Gewinner: Preis der Leipziger Buchmesse 2019 in der Kategorie Belletristik
Resi hätte wissen können, dass spätestens mit der Familiengründung der erbfähige Teil der Clique abbiegt Richtung Eigenheim und Abschottung und sie als Aufsteigerkind zusehen muss, wie sie da mithält.
Aber Resi wusste's nicht. Noch in den Achtzigern hieß es, alle Menschen wären gleich und würden durch Tüchtigkeit und Einsicht demnächst auch gerecht zusammenleben. Das Scheitern der Eltern in dieser Hinsicht musste verschleiert werden, also gab's nur drei Geschichten aus dem Leben ihrer Mutter, steht nicht mehr als ein Satz in deren Tagebuch.
Darüber ist Resi reichlich wütend. Und entschlossen, ihre Kinder aufzuklären, ob sie's wollen oder nicht. Sie erzählt von sich, von früher, von der Verheißung eines alternativen Lebens und der Ankunft im ehelichen und elterlichen Alltag. Und auch davon, wie es ist, Erzählerin zu sein, gegen innere Scham und äußere Anklage zur Protagonistin der eigenen Geschichte zu werden.
Gewinner: Preis der Leipziger Buchmesse 2019 in der Kategorie Belletristik
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Anke Stellings neuer Roman ist "mit Wirklichkeit beschmutzt", stellt Rezensent Jens Bisky nach einer ebenso "atemlosen" wie "empörten" Lektüre fest - und meint das alles ganz und gar positiv. Denn so wütend, rasant und "böse" hat lange niemand mehr das Berliner Selbstverwirklichungsmilieu auseinandergenommen, fährt der Kritiker fort, der hier die Geschichte um die im Stuttgarter Mief der Achtziger aufgewachsene Resi liest, die inzwischen mit Künstler-Mann und vier Kindern in Berlin lebt, auf der Suche nach einer passenden Wohnung ist, vorab allerdings ihr Leben niederschreibt. Wie Stelling hier Selbstverwirklichungsillusionen urbaner Kreativer, "robuste Bürgerlichkeit" und Existenz- und Statussorgen aufeinanderprallen lässt, erinnert Bisky an den realistischen Roman des 19. Jahrhunderts.
© Perlentaucher Medien GmbH
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