"Schatten und Wind" erzählt einfühlsam von einer Familie vietnamesischer Herkunft, die in einer kleinen Stadt in Finnland lebt. In magischen Szenen schildert der acht Jahre alte Erzähler den Alltag mit seiner Mutter Má, die vom großen Geld träumt, und dem älteren Bruder Hieu, der von der Liebe träumt. Herr Tèo, der sich für japanische Kultur begeistert, die schrullige Tante Tei Tei oder Más engste Freundin, die Dolmetscherin Lan Pham, bilden den Kosmos des Jungen, der versucht, nicht nur seine fremde Umgebung zu begreifen, sondern auch das seltsame Verhalten seines pubertierenden Bruders und seiner eigenwilligen Mutter. Zwischen Poesie und Realität, Zugehörigkeit und Distanz bewegt sich dieser sehr besondere Familienroman, dessen Erzähler uns unmittelbar ans Herz wächst.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Der finnlandschwedische Autor Quyn Tranh ist vietnamesischer Herkunft und in den 90er-Jahren nach Jakobstadt in Finnland emigriert, ebenso wie der achtjährige Protagonist, der gemeinsam mit seiner Mutter Má und seinem 15 Jahre alten Bruder Hieu lebt, erklärt Kritikerin Carola Ebeling. Atmosphärisch sind die Schilderungen aus der Perspektive des Achtjährigen dicht und überzeugend, auch die Einsamkeit und harte Arbeit der Mutter werden für Ebeling treffend geschildert. Ohne dass der Roman zu sehr auf Handlung setzt, entfaltet sich der Rezensentin zufolge eine Familiengeschichte zwischen Annäherung und Entfremdung, die auch durch eine Gewalttat des Bruders geprägt ist. Literarisch hat Ebeling das gut gefallen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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