Deutschland - keine einfache Heimat. Auch nicht für die seit 1988 in New York lebende Fotografin Bastienne Schmidt, die mit ihrer Kamera eine Fahrt durch ihr Geburtsland macht. Die vielfach ausgezeichnete Künstlerin entdeckt einen scheinbar abweisenden, strengen und düsteren, manchmal auch skurrilen Ort, der durch ihr Objektiv fremd und vertraut zugleich erscheint. Entstanden sind Fotografien von hoher Suggestionskraft, die ganz Alltägliches wie Impressionen aus einer seltsamen Anderswelt erscheinen lassen. Mit ihren distanzierten Porträts, ausgefallenen Perspektiven und ungewöhnlichen Ausschnitten hält Bastienne Schmidt uns einen Spiegel vor und nimmt uns mit auf eine provozierende Reise durch die Deutsche Geschichte und Gegenwart. Bastienne Schmidt, 1961 in München geboren, Studium in Athen, München und Perugia, lebt seit 1988 in New York. Erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen, u. a. den World Press Photo Award. Werkauswahl: "Vivir La Muerte". 1996 "American Dreams",1997 Schattenheimat - ShadowHome wurde mit dem Deutschen Fotobuchpreis 2004 ausgezeichnet.
Die Fotografin Bastienne Schmidt ist keine Fremde in Deutschland. Aber sie war hier nie zu Hause. 1961 in München geboren, aufgewachsen in Griechenland, ausgebildet in Deutschland und Italien, jetzt mit einer Wohnung in New York, scheint sie immer nur Durchreisende gewesen zu sein. Überall. Das schärft den Blick. Gebiert aber auch Sehnsüchte, wie man ihrem Deutschland-Bildband "SchattenHeimat" zu entnehmen glaubt. Das Buch ist weniger aufgeregtes Länderporträt als der Versuch, bei zahlreichen Besuchen in der Zeit zwischen dem Mauerfall bis heute dem eigenen Ursprung nachzuspüren und einen eigenen Standort zu bestimmen. Es muß ein selbstquälerischer Versuch gewesen zu sein. Beklommenheit und Distanz bestimmen fast jede der achtzig Schwarzweißaufnahmen - einerlei, ob sie Konzentrationslager zeigen und den Todesstreifen quer durch Berlin oder Vorgärten, Passanten und gespenstisch akkurat bereitete Hotelbetten. Aber stets schwebt ein Moment von Melancholie über den Motiven, wie ein Verlangen, das erst im letzten Bild, dem Foto eines Liebespaars über der Dächerlandschaft von Nürnberg, zur Ruhe kommt. - Unser Foto zeigt einen Blick aus der Nationalgalerie in Berlin.
F.L.
"SchattenHeimat" von Bastienne Schmidt. Mit Texten von Hanns Zischler und Adrian Kreye. Jovis Verlag, Berlin 2004. 144 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 29,80 Euro. ISBN 3-936314-51-9
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als selbstquälerischer Versuch, den eigenen Standort zu bestimmen, hat dieser Deutschland-Bildband der Fotografin Bastienne Schmidt Rezensent "F.L." begeistern können. Aus seiner Sicht bestimmen Beklommenheit und Distanz fast jede dieser achtzig Schwarzweißfotografien, "einerlei, ob sie Konzentrationslager zeigen und den Todesstreifen quer durch Berlin, oder Vorgärten, Passanten und gespenstisch akkurat bereitete Hotelbetten". Stets spürt der Rezensent ein Moment der Melancholie über den Motiven liegen, die er mit von der Fotografin mit geschärftem Blick für Sehnsüchte aufgenommen fand.
© Perlentaucher Medien GmbH
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