Péter Nádas' neuer Roman ist ein unerwartetes Geschenk. Sprachgewaltig und vielstimmig erzählt er das Leben eines Dorfes am Fluss mit all seinen Bewohnern: Da sind die großen Bauern wie die Tagelöhner, der Priester und der evangelische Pfarrer, ein geistig behindertes Mädchen, eine junge Mutter, der Schäfer des Dorfes, der Lehrer, eine Frau, die Jahrzehnte zuvor unwiderruflich in Schande geriet, ein vom Teufel besessener Bäcker, dazu entwurzelte Aristokraten und Grandes Dames auf Landpartie. Ein Panoptikum von Figuren, getrieben von Missgunst und Bosheit.
Und um die Menschen des Dorfes herum: Gespenster.
Im Verlauf weniger Tage begegnen uns namenloses Elend, Schwäche, Abhängigkeit und Gewalt, in einer Welt, die an Céline und Tschechow erinnert, in der Sprache sich in ihr Gegenteil verwandelt, die Unfähigkeit zu sprechen. Rohe Gier und plötzliche Großmut wechseln einander ab, während dämonische Triebkräfte die Leben der Menschen chaotisch steuern. Dabei fließt die Erzählung ruhig dahin, schlägt Bögen, versammelt immer mehr Orte und Akteure und trägt uns ohne Aussicht auf Rettung einem alles umfassenden Unheil zu.
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Und um die Menschen des Dorfes herum: Gespenster.
Im Verlauf weniger Tage begegnen uns namenloses Elend, Schwäche, Abhängigkeit und Gewalt, in einer Welt, die an Céline und Tschechow erinnert, in der Sprache sich in ihr Gegenteil verwandelt, die Unfähigkeit zu sprechen. Rohe Gier und plötzliche Großmut wechseln einander ab, während dämonische Triebkräfte die Leben der Menschen chaotisch steuern. Dabei fließt die Erzählung ruhig dahin, schlägt Bögen, versammelt immer mehr Orte und Akteure und trägt uns ohne Aussicht auf Rettung einem alles umfassenden Unheil zu.
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Rezensent Lothar Müller fühlt sich an den "roman fleuve" erinnert mit dem neuen Roman von Peter Nadas. Keine Kapitel, dafür Dialoge, Dialoge. Dazu mythische Elemente, hinter denen Müller den Kern des Textes vermutet: das Wünschen und Sehnen der Figuren. Nadas' in der Gegend um die Donauinsel Szentendre spielender horrorhaltiger "Dorfroman" begeistert Müller aber auch durch seine sprachliche Wucht und seine Musikalität. Das Dorf als Chor und Sprachkosmos, aus dem einzelne "Oberstimmen" ragen, so erlebt Müller das Panorama, in dem es nicht zuletzt um die Bändigung des Bösen geht, wie er feststellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Sehr wort- und zitatreich bespricht Wolfgang Schneider den neuen Roman von Peter Nadas, den er dennoch nicht ohne Einschränkungen empfiehlt. Wenn ihn Nadas hier in ein ungarisches Dorf der Sechziger entführt und dabei ein Gemälde wie von Hieronymus Bosch entwirft, spürt der Kritiker auf jeder Seite den Satan wüten. Ob eine dauerfurzende und bellende Hilfsarbeiterin es mit dem ganzen Dorf hinterm Plumpsklo treibt, eine Zwergin einen bösen Athleten gebiert oder die Dorfbewohner wüst und obszön über die Kollektivierung fluchen - stets regiert "die rohe Libido", das "Kranke und Defizitäre", bemerkt der Kritiker, der das Buch auch als "Inklusionsroman" liest. Nadas Kunst, das "Groteske" zu zeichnen, sein Gespür für Psychologie, die sinnliche Sprache und die Wucht der Bilder beeindrucken Schneider einmal mehr. Dennoch hält der Autor den Kritiker nicht über die knapp sechshundert Seiten bei der Stange: Die Spannung lässt nach, mitunter wird auch viel "gebrabbelt", seufzt er. Heinrich Eisterer bewältigt die Übersetzung souverän, der Rhtyhmus der Sprache bleibt erhalten, das Melodische des Ungarischen leider nicht, schließt Schneider.
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Péter Nádas hat einen verrückten, einen der Zeit enthobenen Roman geschrieben, der aber gegenwärtiger gar nicht sein könnte. «Schauergeschichten» ist grosse Kunst und erinnert die Kunst dennoch daran, wie hilflos ihre Versuche sind, Ordnung in die Welt zu bringen. Paul Jandl Neue Zürcher Zeitung 20221011







