Der Kampf des Menschen gegen das Meer - Mit der Hartnäckigkeit von Hemingways Altem Mann "Die Wirkung eines im Meer angefeuchteten Seils konnte mehrere Minuten vorhalten. Man mußte es in den Mund nehmen und langsam darauf kauen, damit das feuchte Kabelgarn die Zunge wieder beweglich machte. Das Seil zersetzte sich zwischen den Zähnen und der Speichel drang in die trockenen Zwischenräume. Die Kehle wurde wieder geschmeidig. Aber man durfte diesen Vorgang nicht zum Vorwand nehmen, um Salzwasser zu trinken. Besser war es, den Tau vom Boot zu lecken oder einen Schattenfisch auszupressen." Vor der chilenischen Küste treibt eine Schaluppe mit einem halbverdursteten Passagier. Er ist der einzige Überlebende eines spektakulären Schiffbruchs: Ein alter Schoner war ursprünglich im Süden Argentiniens aufgebrochen, um eine der schwierigsten Schiffsrouten der Welt zu befahren: die Umsegelung von Kap Hoorn. Wir befinden uns in den Dreißiger Jahren, und eigentlich gibt es längst keinen Grund mehr, diese Strecke auf dem Südmeer ohne Motor zu befahren. Trotzdem hat Kapitän Cenizo, ein alter wettergegerbter Seebär, die gefährliche anachronistische Fahrt gewagt, die er und seine kleine Besatzung, zu der auch Cenizos Frau Dolores gehört, teuer bezahlen müssen. Vor ihnen liegt der Kampf auf Leben und Tod gegen die wütenden, eiskalten Wogen und die Furcht vor den Elementen, denen die Mannschaft hilflos ausgeliefert ist - wer wird am Ende gewinnen? Abenteuer, Gewalt, Verführung und Liebe bestimmen den Duktus dieses auf seltsame Weise berührenden Romans - eine elementar humane Geschichte über die Begegnung der Menschen mit dem Meer, das ihre Träume und Sehnsüchte jeden Tag auf eine härtere Probe stellt.
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Das Buch ist 20 Jahre alt, preist die Taten der Seemänner und ist in der Heimat des Autors mehrfach preisgekrönt. Nicht gerade blumig, wie Hans-Jürgen Schmitt uns hier einen Unbekannten vorzustellen versucht. Aber das Buch ist genauso: "untheatralisch, unpathetisch", wortkarg vielleicht, wie die vom Rezensenten erwähnten Einworttitel der Kapitel neben dem "Unabänderlichen, Unausweichlichen des Geschehens", das sie signalisieren, weiter vermuten lassen. Behutsam gewählt jedenfalls sei die Sprache, meint Schmitt, der sich am Ende doch noch hinreißen lässt - vom "Tempowechsel zwischen realistischen Bildsequenzen und nuancierten poetischen Stimmungslagen" und zu einem Satz wie: "Über das Toben des Meeres hinweg hört man den Herzschlag der Figuren bis zum letzten Atemzug." Das hätten wir ihm gar nicht zugetraut. Dem Schmitt, dem Buch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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