Pi Patel wächst behütet im Zoo seiner Eltern auf, bis die wirtschaftliche Lage Indiens sie so verschlechtert, dass seine Eltern beschließen, nach Kanada auszuwandern. Die Tiere werden verkauft und sollen zusammen mit der Familie Patel mit einem japanischen Frachter nach Übersee übersetzen. Aus
ungeklärten Gründen sinkt das Schiff und Pi findet sich als einziger Überlebender mit einer Hyäne, einem…mehrPi Patel wächst behütet im Zoo seiner Eltern auf, bis die wirtschaftliche Lage Indiens sie so verschlechtert, dass seine Eltern beschließen, nach Kanada auszuwandern. Die Tiere werden verkauft und sollen zusammen mit der Familie Patel mit einem japanischen Frachter nach Übersee übersetzen. Aus ungeklärten Gründen sinkt das Schiff und Pi findet sich als einziger Überlebender mit einer Hyäne, einem Zebra, einem Orang-Utan und einem Tiger auf einem Rettungsboot wieder.
Ich wusste nichts von diesem Buch, außer, was man so in den Kinotrailern zu sehen bekam. Da ist also ein Teenager, der nach einem Schiffsunglück in einem Rettungsboot mit einem Tiger festsitzt und die Schönheit des Meeres kennenlernt. Den Film habe ich bis heute nicht gesehen und das Buch war dann doch anders als erwartet.
Das Buch gliedert sich in drei Teile + Vorwort. Ähnlich wie Marlo Morgan in ihrem Traumfänger bedient sich der Autor des Tricks vorzugeben, dass diese Geschichte wirklich geschähen wäre und er sie von Pi Partel erzählt bekommt. Ganz abgesehen davon, dass das nicht stimmt, nimmt er der Geschichte damit komplett die Spannung, denn man weiß somit schon zu Anfang „This story has a happy ending.“ - Immer „schön“, wenn der Autor selbst spoilert.
Der erste Teil ist hauptsächlich ein Rückblick auf das Indien der späten 70er Jahre gewürzt mit Religionskritik. So lustig manche der religiösen Exkurse auch waren, irgendwann werden sie zäh und ermüdend und man fragt sich, wann es mit der Geschichte endlich in Fahrt kommt.
Endlich sinkt das Schiff und der Leser wird enttäuscht. Es folgen haufenweise Aufzählungen entweder darüber wie Tiere langsam und ecklig sterben, wie das Zebra, das bei lebendigen Leibe von der Hyäne gefressen wird, oder die Schildkröte, die lebendig auseinandergenommen wird. Daneben erfährt man mehr über die indische Küche, als man je wissen wollte, und je zu frage wagte. Aufzählungen über Aufzählungen, reihen sich ermüdend aneinander. Möglicherweise soll das dem Leser die Monotonie von Pis Leben vermitteln und das gelingt sehr gut.
Die Passage aus dem Rettungshandbuch: „Put up your feet at least five minutes every hour…” erinnerte mich irgendwann nur noch an “Baz Luhrmann - Everybody's Free To Wear Sunscreen”. Immerhin, man lernt, Sundabal Tiger vertragen ein wenig Salzwasser.
Die Parallelen des zweiten Teils zu Robinson Crusoe sind so auffällig, dass es bald noch langweiliger wird. Nicht nur, dass es im ersten Teil schon einen Hinweis auf Robinson Crusoe als Roman gab, nein hier, im zweiten Teil wird er nochmal durchexerziert. Sehr offensichtlich ist das Buch nur eine weitere, langweilige, zähe Robinsonade:
Der Menschenfresser Freitag, der erzogen wird = Tiger
Die anderen Menschenfresser, die von Robinson teils erschossen werden = Andere gefährliche Tiere
Robinson = Pi
Insel = Boot
Wie Robinson sich auf der Insel einrichtet, so richtet sich Pi auf dem Boot ein incl. Außenställe = Floß
Auch Robinson sieht einmal ein Schiff vorbeiziehen
Die gleichen ermüdenden religiösen Exkurse wie im Original
Irgendwann driftet dieser Teil ins surreale ab.
Den dritten Teil wollte ich einfach nur noch hinter mich bringen. Hier wollte der Autor wohl zeigen, was er kann, und ruiniert mit wenigen Worten das Buch, denn er macht etwas, was ich HASSE. Statt dass der Autor den Leser als mündigen, intelligenten Menschen sieht, der selber denken kann und die Zusammenhänge erkennt, und ihn einfach selber entscheiden zu lassen, war real war, und für wen welches Tier stand, wird wie im Glöckner von Notre Dame die Spinnennetzszene so auch hier mit zwei Sätzen der Leser entmündigt und für zu blöd erklärt, Zusammenhänge selber zu erkennen.
Fazit: Klassische Robinsonade, die der Autor pseudointellektuell ein wenig aufzupeppen versucht und kläglich scheitert.