Wo man hingehört, wenn man nicht weiß, wo man hergekommen ist: Paul Bokowski erzählt vom heißen Sommer 89 in der Sozialbausiedlung
Schlesenburg wurde sie genannt, unsere Siedlung am Stadtrand, in der im Sommer 89 die Wohnung der Galówka brannte. Sechzig Familien waren wir, fast allesamt aus Polen. Und plötzlich ging die Angst um, jetzt würden hier bei uns Rumänen oder Russlanddeutsche einziehen. Die halbe Burg schaute mit Abscheu auf das Asylbewerberheim, wo sie alle wohnten, und mit zu viel Stolz darauf, dass man es selber hinter sich gelassen hatte. Es war das Jahr, in dem das neue Mädchen in die Siedlung zog, das Jahr, in dem Darius verschwand, in welchem Mutter nur Konsalik las und ich zu spät begriff, dass Vater mit der ausgebrannten Wohnung seine eigenen Pläne hatte...
Schlesenburg wurde sie genannt, unsere Siedlung am Stadtrand, in der im Sommer 89 die Wohnung der Galówka brannte. Sechzig Familien waren wir, fast allesamt aus Polen. Und plötzlich ging die Angst um, jetzt würden hier bei uns Rumänen oder Russlanddeutsche einziehen. Die halbe Burg schaute mit Abscheu auf das Asylbewerberheim, wo sie alle wohnten, und mit zu viel Stolz darauf, dass man es selber hinter sich gelassen hatte. Es war das Jahr, in dem das neue Mädchen in die Siedlung zog, das Jahr, in dem Darius verschwand, in welchem Mutter nur Konsalik las und ich zu spät begriff, dass Vater mit der ausgebrannten Wohnung seine eigenen Pläne hatte...
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Nils Kahlefendt staunt, dass dem Comedian Paul Bokowski mit seinem Roman der Sprung ins ernsthafte Literaturfach gelingt. Bokowskis erzählt aus Sicht eines 9-Jährigen die autobiografische Geschichte einer schlesischen Einwandererfamilie im Rhein-Main-Gebiet im Jahr 1989. Den Rezensenten besticht sie durch eine Menge Lokal- und Zeitkolorit und das gekonnte Durchdringen des Themas Sprache und Herkunft. Eine "tragische Fluchtgeschichte" wird für Kahlefendt ebenso sichtbar wie der Alltagsrassismus im titelgebenden Sozialbaukomplex.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Debüt mit Beschreibungswucht.« Frankfurter Allgemeine Zeitung







