Ka soll für eine Istanbuler Zeitung eine merkwürdige Serie von Selbstmorden untersuchen: Junge Mädchen haben sich umgebracht, weil man sie zwang, das Kopftuch abzulegen. Eingebettet in eine raffinierte und spannende Kriminalgeschichte steht der Konflikt zwischen Verwestlichung und Islamismus.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Lothar Müller würdigt Orhan Pamuks neuen Roman als ein Stück großer - und europäischer - Literatur. Und als Teil eines weiter reichenden Projekts des Autors: "mit der Form des Romans wie mit einem magischen Auge die Türkei der Gegenwart zugleich aus der Weltperspektive und aus der Nahsicht zu erfassen". Sein Gewährsmann ist hier der Schriftsteller Ka, der 1992 aus seinem Frankfurter Exil erstmals wieder in die Türkei reist - nach Kars, einem Ort so weit im Osten des Landes, dass der Besucher gleich doppelt als jemand aus dem Westen erscheint. Und das ist nur der Beginn der Ambivalenzen: Pamuk erfasst die Türkei "an der Schwelle zum 21. Jahrhundert" als ein Land, dem mit eindeutigen Zuordnungen nicht beizukommen ist. Eingeschneit in Kars, wird der Besucher zu einem Teil von Ereignissen, in denen es um Politik und Religion geht, doch: "Weder sind die Islamisten in diesem Roman vormoderne Gestalten noch die Anwälte des Säkularen Demokraten." Und der Schnee des Titels ist nicht nur ein "Symbol für die Strenge, Härte und Mitleidlosigkeit der politischen Welt", sondern auch "eine alltägliche Form des Wunders, ein stilles Tuch, gewebt aus unendlich vielen Flocken mit einer kristallinen Struktur" - politische Parabel und Inspiration zur Poesie. Darüber hinaus trifft Ka in Kars nicht nur auf ein manchmal täuschend schillerndes politisches Mosaik, sondern auch auf seine Jugendliebe - wie Turgenjew, meint Müller, verschränkt Pamuk "Gesellschaftsporträt und melodramatische Liebesgeschichte", um ein Land "der tiefen Verzweiflung und des unbändigen Glücksverlangens" zu porträtieren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein märchenhafter, politisch ahnungsvoller Blick in das verschneite 'Ende der Welt'." Volker Weidermann, Der Spiegel, 15.10.16 "Orhan Pamuks Roman ist nicht einfach das fast prophetische Epos über den Aufstieg des politischen Islams. Er ist zugleich ein poetologisches Jahrhundertwerk, das davon erzählt, wie die Kunst aus dem gewaltsamen Irrlichern der Gewalt, der Armut und der Leidenschaften entsteht und wie sie dem Chaos ihrer Ordnung entgegensetzt: als Kraft der Verwandlung." Eisabeth von Thadden, Die Zeit, 08.10.15 "Von Putschisten und Attentätern: Der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk verwandelt Zeitungsstoffe in große Romane." Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung, 04.02.05 "Pamuk schreibt mit dem bitteren Humor eines Moralisten, der Absurdes entlarvt." Monika Carbe, Neue Zürcher Zeitung, 22.02.05 "Sarkastisch und mitfühlend, von scharfer Intelligenz und erzählerischer Fantasie." Eberhard Falcke, Tages-Anzeiger, 24.03.05 "... eine märchenhafte Liebesgeschichte..." Klaus Nüchtern, Falter, 24.06.05 "Der Schriftsteller Orhan Pamuk entwirft in seinem neuen Roman ein fantastisches und realistisches Bild der Türkei." Ulrich Greiner, Die Zeit, 12.05.05 "Pamuk bringt es fertig, Märchen im Reportageton zu erzählen und Zeitungsberichte in Märchen zu verwandeln ... 'Schnee' ist ein groteskes, grausames und infernalisch komisches Buch, eine politische Farce, in der man nie auf der sicheren Seite ist und stets zwischen Lachen und Weinen schwankt." Bruno Preisendörfer, Der Tagesspiegel, 03.03.05 "Reisen in das Herz der türkischen Finsternis lässt der Schriftsteller Orhan Pamuk unternehmen ... 500 Seiten lang schlägt Pamuk hochdiszipliniert Kapriolen, die jedem anderen Autor das Genick brechen würden." Jörg Plath, Frankfurter Rundschau, 16.03.05 "Die vermessene Behauptung, mit der Pamuk antritt, lautet: Es kann euch nicht egal sein, was in dem anatolischen Kaff, dessen Namen ihr nie zuvor gehört habt, vor mehr als zehn Jahren im Laufe einiger verschneiter Wintertage so oder so ähnlich geschehen sein könnte. Nach der Lektüre des Buches ist es uns tatsächlich nicht mehr egal. Das ist kein Wunder, sondern Literatur." Hubert Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.05.05
"Literaturnobelpreis 2006 für Orhan Pamuk" "Sarkastisch und mitfühlend, von scharfer Intelligenz und erzählerischer Fantasie."







