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Eines der Hauptwerke des japanischen Nobelpreisträgers für Literatur Yasunari Kawabata (1899-1972) ist von Tobias Cheung neu, erstmals textgetreu übersetzt worden.
Kawabatas Schneeland liegt jenseits hoher Berge, fern von Tokyo. Shimamura, ein Müßiggänger und Ästhet aus Tokyo, fährt mit dem Zug zu einem der dortigen Kurorte, wo er Komako, eine Geisha, trifft, deren Eigenwilligkeit und Schönheit ihn fesseln. Mehrfach kehrt er zu ihr zurück. Jedoch je eindringlicher Shimamura versucht, ein klares Bild von Komako zu gewinnen, desto unschärfer und verschwommener kommt ihm das Wahrgenommene vor.…mehr

Produktbeschreibung
Eines der Hauptwerke des japanischen Nobelpreisträgers für Literatur Yasunari Kawabata (1899-1972) ist von Tobias Cheung neu, erstmals textgetreu übersetzt worden.

Kawabatas Schneeland liegt jenseits hoher Berge, fern von Tokyo. Shimamura, ein Müßiggänger und Ästhet aus Tokyo, fährt mit dem Zug zu einem der dortigen Kurorte, wo er Komako, eine Geisha, trifft, deren Eigenwilligkeit und Schönheit ihn fesseln. Mehrfach kehrt er zu ihr zurück. Jedoch je eindringlicher Shimamura versucht, ein klares Bild von Komako zu gewinnen, desto unschärfer und verschwommener kommt ihm das Wahrgenommene vor. Er spürt darin eine Wirklichkeit, nach der ihn verlangt. Diese Wirklichkeit ist scheinbar äußerlich, und doch erfüllt sie das Innere - wie die Kälte, die durch das Zugfenster strömt, in deren Spiegelungen sich innen und außen beglückend und geheimnisvoll überlagern.

Um diese Wirklichkeit, die sich entzieht, geht es Kawabata ebenso wie seiner Hauptfigur. Dementsprechend hat er die Geschichte erzählt, schwebend, flirrend, rätselhaft anziehend. Im Nachwort erklärt der Übersetzer die japanischen Traditionen, in die Schneeland sich einordnet, aber auch, was Kawabata, Ansätze der europäischen Moderne aufgreifend, ganz neu und anders gemacht hat.
Autorenporträt
Yasunari Kawabata, 1899 in Osaka als Sohn eines Arztes geboren, studierte englische und japanische Literatur. 1926 wurde er mit seiner Erzählung Die Tänzerin von Izu bekannt. 1968 erhielt Yasunari Kawabata den Nobelpreis für Literatur. Von 1948 bis 1965 war er Präsident des Japanischen PEN-Zentrums. Yasunari Kawabata hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der japanischen Literaturszene nach dem Zweiten Weltkrieg. 1972 nahm sich Kawabata das Leben.
Rezensionen
«Schneeland»: Yasunari Kawabatas moderner Klassiker
Was man sich als Laie schon immer unter japanischer Literatur vorstellte und angesichts der progressiven Ächtung des Exotismus gar nicht mehr vorzustellen wagte, findet sich in Yasunari Kawabatas Erzählung «Schneeland» aus dem Jahr 1948: Schönheit, Reinheit und Fremdheit, Artistik, Erotik und Hermetik. «Jenseits des langen Tunnels erschien das Schneeland. Der Nacht Tiefe wurde weiss. Die Dampflok hielt an einem Signal», lautet - in der etwas manieriert wirkenden Neuübersetzung Tobias Cheungs - der vielzitierte Anfang eines Buches, das in mancherlei Hinsicht an Thomas Manns «Zauberberg» erinnert. Auch hier entflieht ein Mann der Prosa der Ebene in die poetische Wirklichkeit der Berge, auch hier sucht einer nach dem hohen Sinn des Lebens und verstrickt sich im Spannungsfeld von Theorie und Leben, Erkenntnis und Interesse, Eros und Thanatos, ohne dass es zu einer Lösung der aufgeworfenen Fragen käme.

Shimamura heisst Kawabatas Protagonist, ein wohlhabender Dandy und Ästhet aus Tokio. Er ist zurückgekehrt in den kleinen Kurort, um die Geisha Komako zu besuchen, die er ebenda im Frühling kennen gelernt hat. Shimamura ist ein Mensch, dem sich die Fülle des Daseins in der Vision und nicht in der realen Erfahrung offenbart - nicht zufällig arbeitet er dilettantisch über den europäischen Tanz, den er einzig aus Büchern kennt. Nicht das sexuelle Abenteuer treibt ihn ins Hochtal, sondern das Verlangen nach Reinheit und Vollkommenheit, das er in Komako verwirklicht sieht, trotz ihrem Beruf als Animateurin. Komako wiederum ist Shimamura leidenschaftlich zugetan und sucht ihn in passenden und unpassenden Situationen auf. Ungestüm ist sie und fordernd, schwatzhaft und nicht selten betrunken. Geisha ist sie geworden, um die Ärzte ihres sterbenskranken ehemaligen Verlobten zu bezahlen. Ihre Art, der Wirklichkeit in praktischer Weise zugewandt zu sein, wird sich als unvereinbar erweisen mit Shimamuras Blasenwelt.

Zwischen Shimamuras Berauschtheit an der eigenen Berauschtheit und Komakos Gefühlen, zwischen Formalismus und Spontaneität entfaltet sich ein Pas de deux von Abstossung und Anziehung, dessen Rollendynamik sich dem westlichen Leser indes nicht immer ganz erschliesst. «Schneeland» ist stark von Dialogen geprägt, die Zeit erscheint gestaut, eine kontinuierlich nach vorwärts drängende Handlung gibt es nicht, stattdessen lose Episoden und berückende Naturbeschreibungen. Hinzu kommen Rückblicke, die nicht leicht als solche zu erkennen sind, sowie ein dichtes Netz von Bildern, Metaphern und Symbolen. Die Diskontinuitäten im Text sind auf dessen Entstehungsgeschichte zurückzuführen, hat Yasunari Kawabata (1899-1972) aufgrund von Reiseerlebnissen doch zunächst Prosaskizzen verfasst, die er 1937 entgegen der ursprünglichen Absicht zur Erzählung arrangierte und 1948 mit einem neuen Schluss in eine endgültige Form brachte. So wirkt «Schneeland» in der Machart einerseits sehr modern, anderseits ist das Buch tief in die Tradition eingelassen (was die vorliegende Neuausgabe buchgestalterisch exquisit unterstreicht). Nicht weniger als sieben klassische japanische Stilmittel weist Tobias Cheung in seinem gehaltvollen Nachwort nach - vor einem solchen Subtext kann man sich als Nichtjapanologe nur höflich verbeugen.
NZZ

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ein bisschen unheimlich ist es dem Rezensenten Andreas Breitenstein schon, aber ändern kann er es nicht: Dieses Buch, ein gelegentlich Thomas Manns "Zauberberg" an die Seite gestellter Klassiker aus dem Jahr 1948, entspricht so ganz und gar dem Klischee, das man von japanischer Literatur hat. Es biete eine Mischung aus "Schönheit, Reinheit und Fremdheit, Artistik, Erotik und Hermetik". Der in Tokio lebende Schriftsteller Shimamura reist jedes Jahr ins Schneeland der Provinz und vergnügt sich dort mit einer Geisha. Wahres Gefühl aber kennt er nicht, noch den Tod einer weiteren Geliebten beschreibt er einzig in ästhetischen Kategorien. Breitenstein räumt ein, dass sich die "Beziehungsdynamik" zwischen dem Schriftsteller und der Geisha dem unbefangenen Leser nicht durchweg erschließt. Umso mehr aber könne man aus dem Nachwort des Übersetzers lernen, dessen Übersetzung dem Rezensenten allerdings "etwas manieriert" vorkommt.

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