Unumstösslich scheinende Gewissheiten geraten aktuell ins Wanken. Angesichts zunehmender Autoritätsgläubigkeit, des Aufstiegs neuer autokratischer Herrschaftsformen und demokratieverachtender Tendenzen stellt sich die Frage, was es über das klassische Fundament einer freiheitlichen, demokratischen Verfassung hinaus bräuchte, um ein Leben in Freiheit und Sicherheit für alle zu gewährleisten. Denn es reicht nicht aus, die institutionellen Strukturen lediglich aufrechtzuerhalten. Deshalb lohnt es sich, noch einmal Max Imboden (1915-1969) zu lesen. Der Staatsrechtler rang zeitlebens um die Verfasstheit der Demokratie, einer Staatsform, die es aktiv zu gestalten galt. Rechte sollten wieder wirksamer werden, Freiheit besser geschützt sein. Der Jurist wurde so zum Mahner: Politische Strukturen sind nie eine Selbstverständlichkeit und es lohnt sich, für sie zu kämpfen. Darauf hat Max Imboden mit seinem Werk in aller Deutlichkeit hingewiesen.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Christoph Wehrli bekommt mit Monika Gislers Monografie über den Schweizer Staatsrechtler Max Imboden das "handliche" Bild eines Intellektuellen. Die Historikerin zeichnet Imboden laut Wehrli als liberalen Verfechter der Mitbestimmung als Akt der Freiheit und Element verbindlicher Gemeinschaft, der die demokratischen Institutionen schätzte. Gislers Versuch, Imboden für die Gegenwart und ihre Herausforderungen fruchtbar zu machen, kann etwas "forciert" erscheinen, warnt Wehrli. Allerdings sieht auch er den Citoyen Imboden durchaus als Zeitgenossen.
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