In ihrem eindrücklichen Debütroman erzählt Nobelpreisträgerin Toni Morrison von zwei kleinen Mädchen, die in der Kleinstadt Lorain, Ohio, gemeinsam aufwachsen. Claudia hasst blonde Puppen, zerstört sie sogar. Pecola vergöttert Shirley Temple und wünscht sich selbst nichts so sehr wie blaue Augen. Doch in diesem Herbst 1941 wird Pecolas Wunsch nicht in Erfüllung gehen, ihr Leben wird sich auf andere, auf sehr schmerzhafte Weise verändern.
«An der kühnen Komposition der verschiedenen Episoden und an der Musikalität der Sprache - die Tanja Handels' Neuübersetzung sehr genau aufnimmt, ohne das Umgangssprachliche des Originals forciert wiederzugeben - offenbart sich Morrisons große Erzählkunst. Sie zeigt nur, was ist - und erklärt nichts.» Neue Zürcher Zeitung
«An der kühnen Komposition der verschiedenen Episoden und an der Musikalität der Sprache - die Tanja Handels' Neuübersetzung sehr genau aufnimmt, ohne das Umgangssprachliche des Originals forciert wiederzugeben - offenbart sich Morrisons große Erzählkunst. Sie zeigt nur, was ist - und erklärt nichts.» Neue Zürcher Zeitung
Noch heute, vier Jahre nach ihrem Tod, liest sich der Debütroman der Nobelpreisträgerin bestürzend in seiner Radikalität und innovativ in seiner komplexen Erzählstruktur. Das Thema der Opfermentalität wird mehrstimmig und in unterschiedlichen Textsorten variiert. Ein anspruchsvolles literarisches Werk, und längst kanonisch. Sigrid Löffler Welt am Sonntag 20231015
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Immer noch hochaktuell und wuchtig ist Toni Morrisons Erstlingsroman laut Rezensent Peter Henning. Das 1970 erstveröffentlichte Debüt der späteren Nobelpreisträgerin erzählt laut Henning von Pecola Breedlove, einem schwarzen Mädchen, das sich danach sehnt, blaue Augen zu haben wie die Weißen, und das von seinem eigenen Vater vergewaltigt wird. Wie zumeist bei Morrison geht es darum, was Rassismus mit Menschen anrichtet, wobei Morrison ihre Bücher stets primär als Geschichten über Menschen versteht, nicht als Manifeste, versichert Henning. Die Neuübersetzung von Tanja Handel findet er gut gelungen, da sie, obgleich die Änderungen im Vergleich zu einer älteren Ausgabe nicht allzu umfangreich sind, einen direkteren Zugang zum Text ermögliche. Ein Buch, das man nach wie vor lesen muss, meint der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Toni Morrisons Romandebüt "Sehr blaue Augen" erschien im Original 1970. Damals hat es verstört mit seiner den Rassismus vieler Weißer und Selbsthass vieler Schwarzer ungeschönt aufgreifenden Sprache. Und er verstört auch heute noch, denkt sich Rezensentin Sigrid Löffler angesichts der deutschen Ausgabe, die mit Vorwort, Nachwort und Anmerkung der Übersetzerin dem Leser offenbar "Geleitschutz" bei der Lektüre geben wolle. Am meisten leidet das schwarze Mädchen Pecola, das von seiner Mutter wegen ihres Schwarzseins verachtet wird und sich sehnlichst blaue Augen wünscht. Löffler reagiert heute noch "bestürzt" auf die Lektüre dieses Buchs, das so radikal ist in seiner Wahrnehmung schwarzer Selbstverachtung wie in seiner neuartigen komplexen Erzählweise. Ein "kanonisches" Buch, und das zu Recht, versichert die Rezensentin.
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