Man mache die eigene Person zur Linse, um sich selbst im klaren Licht zu erblicken, aber auch das, was einem zustößt. Das ist die ungewöhnliche Perspektive, mittels derer Marc Degens ein Stück Klatsch aus der intellektuellen Gegenwart Berlins in eine autobiografische Operation am offenen Herzen verwandelt. Seine Bühne ist der Kreis um Katharinaund Michael Rutschky, in dessen vor zwei Jahren ver öffentlichten Tagebüchern der Autor sich selbst wiederfand, eher erschrocken als geschmeichelt. Sein Bericht über ein Stück höfische Kultur im 21. Jahrhundert und was sie anzurichten imstande ist, hat es in sich. Wie das eigene Leben von den hierarchischen Zufällen in einem eifersüchtig umtanzten Zirkel hin- und hergeworfen wird und welche Kollateralschäden dabei drohen, diese überaus ernsthafte Burleske wurde so noch niemals aufgeschrieben.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Lothar Müller merkt, wie schwach der "Abwehrzauber" gegen die "Zumutungen der Autofiktion" tatsächlich ist, während er sich mit Marc Degens' Auseinandersetzung mit den Tagebüchern von Michael Rutschky befasst. Die Kränkung des Schülers, der in den Aufzeichnungen seines Mentors schlecht wegkommt, ist für Müller im Buch deutlich wahrnehmbar. Dass die Geste der "Revanche" bei Degens nicht stärker ausfällt, findet Müller immerhin bemerkenswert. Eine "Restverehrung" des Autors für Rutschky bleibt für den Rezensenten spürbar.
© Perlentaucher Medien GmbH
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