Bettina Stangneth widmet sich in ihrem neuen Essay dem Sex. Sie reflektiert die aktuellen Debatten um «metoo» dabei auf eine Weise, die sie zum Grundsätzlichen führt: zur Frage, was Sex eigentlich ist. Debatten über Geschlechteridentität, Herrschaftsprinzipien, Pornographie, Vergewaltigung und Missbrauch mögen wichtige Themen der Gesellschaft sein. Aber geht es dabei tatsächlich um Sex - oder um Gewalt? Im Unterschied zur Erkenntnis, dass die Sexualität in jeder Gemeinschaft kulturell geprägt ist, fragt Bettina Stangneth nicht nach der Kultivierung der Begierde, sondern nach Kultur durch die bewusste Erfahrung des sexuellen Verlangens. Denn allen Versuchen zum Trotz, Sexualität auf ein gesellschaftliches Konstrukt zu reduzieren, beginnt die sexuelle Erfahrung doch nicht in der Begegnung mit einem anderen, sondern beim Selbstgespräch. «Sexkultur» ist ein Buch für diejenigen, die Sex nicht nur als Ursache von Problemen diskutieren, sondern als Möglichkeit begreifen wollen, mehrüber die Kraft des menschlichen Denkens zu erfahren. Sexualität ist nicht nur das, was eine Gesellschaft dazu gemacht hat, sondern auch das, was jeder bewusst daraus entwickeln will, ganz egal, welche Identität, welchen gesellschaftlichen Ort und welche Rolle uns andere zuschreiben.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Andrea Diener ist angetan von Verständlichkeit, Humor und selbst einem gewissen "Sarkasmus", mit dem sich die Autorin ihrem Thema und seiner bisherigen Aufarbeitung widmet. Dabei kriegt vor allem die "Natürlichkeit" ihr Fett weg und auch "Scham und Schuld" haben ihren Auftritt. Der Autorin geht es um eine Betrachtung von Sexualität, die mehr ist als nur eine Turnübung, so die Kritikerin, sondern anerkennt, dass Berührung auch mit Gefühlen zu tun habe. Die Bedeutung von Sex brauche, so stimmt Andrea Diener der Autorin zu, ein "öffentliches Gespräch", um Sexkultur zu werden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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[Ein] außerordentlich sprachgewandtes und inspirierendes Buch. Ulrike Baureithel Sexuologie 20210215







