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Eine Siedlung am Fuß des Bergs Inussuk. Dreiundvierzig Erwachsene leben hier, zwölf Kinder. Noch, denn der Friedhof wächst, während das Dorf schrumpft. Die Verdienstmöglichkeiten sind schlecht, die jungen Leute wandern in die größeren Orte an der Westküste ab. In eins der leer stehenden Häuser zieht Constable David Maratse. Bei seinem letzten Einsatz in der grönländischen Hauptstadt Nuuk wurde der Polizist so schwer verletzt, dass er dienstuntauglich erklärt und frühpensioniert wurde - und das mit nicht mal vierzig. Er lässt alles zurück, was er besitzt, will künftig nichts weiter tun als…mehr

Produktbeschreibung
Eine Siedlung am Fuß des Bergs Inussuk. Dreiundvierzig Erwachsene leben hier, zwölf Kinder. Noch, denn der Friedhof wächst, während das Dorf schrumpft. Die Verdienstmöglichkeiten sind schlecht, die jungen Leute wandern in die größeren Orte an der Westküste ab. In eins der leer stehenden Häuser zieht Constable David Maratse. Bei seinem letzten Einsatz in der grönländischen Hauptstadt Nuuk wurde der Polizist so schwer verletzt, dass er dienstuntauglich erklärt und frühpensioniert wurde - und das mit nicht mal vierzig. Er lässt alles zurück, was er besitzt, will künftig nichts weiter tun als Fischen und Jagen. In Inussuk aufgewachsen ist Nivi Winther, inzwischen Vorsitzende der grönländischen Sozialdemokraten und amtierende Premierministerin. Als mitten im Wahlkampf ihre siebzehnjährige Tochter Tinka spurlos verschwindet, beauftragt sie Maratse, den Fall zu übernehmen. Winthers größter Konkurrent ist Malik Uutaaq, der eine neue nationale Identität und die Unabhängigkeit Grönlands propagiert und als machtgieriger Populist gilt. Und er soll die letzte Person sein, die das Mädchen lebend gesehen hat ...
Autorenporträt
Christoffer Petersen lebt heute in einem kleinen Wald in Jütland im Süden Dänemarks. Er begann, über Grönland zu schreiben, nachdem er nach Qaanaaq gezogen war, die größte Stadt im höchsten Norden des Landes. Sieben Jahre verbrachte er in Grönland: Er arbeitete in abgelegenen Gemeinden weit oberhalb des Polarkreises als Lehrer, lebte auf der Insel Uummannaq - auf Deutsch etwa 'die Robbenherzförmige', benannt nach dem herzförmigen Berg in ihrer Mitte - und in der grönländischen Hauptstadt Nuuk, wo er an der Hochschule und der Polizeiakademie unterrichtete. Petersen hat verschiedene Krimis geschrieben, die in der Arktis und in Skandinavien, vor allem aber in Grönland spielen.
Krimi des Monats January 1970
Krimitipp: „Sieben Gräber für den Winter“ von Christoffer Petersen

Grönland, Inussuk. Im Sommer hebt man hier die Gräber aus für den langen, dunklen Winter. Sieben an der Zahl. Zwei für Selbstmörder; eines für jemanden, der bei einer Schlägerei ums Leben kam; und je ein weiteres für einen beim Fischen Verunfallten, ein tot geborenes Kind, einen alten Menschen und schließen für einen an Krebs Gestorbenen. Die Totengräber schaufeln, nur jetzt erlaubt die Erde Arbeiten wie diese. Zeitgleich lesen wir, wie eine junge Frau ermordet wird – ein Boot, ein Mann und dann eine Tote, die mit gespaltenem Schädel im Wasser treibt. „Sprich Grönländisch, du kleine Schlampe“, fährt der Mann sie vor ihrem Tod noch an.

Schnitt, neue Szene. David Maratse, Polizist, kann seit einer Woche wieder sitzen. Davor hat er drei Wochen nur gelegen. Seine Beine, der Rücken, ein einziger Schmerz. Der letzte Fall hat den noch nicht einmal Vierzigjährigen zum Invaliden gemacht, er ist in vorzeitigem Ruhestand, bei voller Pension. Folter, verbrannte Haut, Qualen ohne Ende. Nun ist er in der Reha und kämpft gegen flammende Schmerzen. Er wird nie mehr im aktiven Polizeidienst sein, das wird ihm langsam klar. Er muss raus aus der Hauptstadt, will raus aufs Meer, nach Inussuk. Ein Buch und Zigaretten, mehr nimmt er nicht mit, als er sein altes Leben hinter sich lässt. Gehen kann er kaum und auch nur mit unsäglichen Schmerzen, aber David ist keiner, der aufgibt. Niemals. Ein Raucher, ein Leser, einer, der gern allein ist. Genau das sucht er auf Inussuk, das am Uummannaq-Fjord liegt. Ein leerstehendes Haus wird seine neue Heimat, ein Welpe aus dem Nachbarhaus schließt sich David sofort an. Noch will er keine Bindungen, nicht mal eine zu diesem Hund. Der läuft ihm vor Begeisterung sowieso nur zwischen die Beine, und das Gehen fällt ihm auch so schon schwer genug.

Derweil tobt der Wahlkampf in Grönlands Hauptstadt Nuuk. Nivi Winther ist Premierministerin, Parteivorsitzende der Sozialdemokraten. Ihr Herausforderer heißt Malik Uutaaq von der Sonnenscheinpartei Seqinnersoq. Die Partei kämpft für eine „erneuerte nationale Identität“ und will Grönländisch als Landessprache einführen, Dänisch soll als Verkehrssprache abgeschafft werden. Malik Uutaaq will die vollständige Unabhängigkeit Grönlands von Dänemark. Sein geheimes Problem: seine Vorliebe für junge Frauen, sein „exotischer Geschmack“. Exotisch meint hier halb dänisch, halb grönländisch. Maliks Pressesprecher sagt „Mischlingsmädchen“ dazu. So, wie die junge Tote – sie heißt Tinka Winther und ist die Tochter der Premierministerin. Ihr Vater Däne, die Mutter Grönländerin.

In Nuuk ermittelt die frisch ernannte Kommissarin Petra Jensen nun im Fall der vermissten Tinka Winther. Petra kennt David Maratse, hat sich etwas um den sperrigen Ex-Ermittler gekümmert und scheint ihn wirklich zu mögen. David geht darauf kaum ein, zumal er nun ja nicht mehr in Nuuk lebt. Doch die Wege von Petra und David werden sich noch oft kreuzen. Denn die Premierministerin stammt von Inussuk und sie engagiert David Maratse als Privatermittler im Fall ihrer Tochter. Petra muss lächeln, denn das macht Maratse zum ersten Privatdetektiv, den sie in Grönland kennt. Aber wer kommt als Täter infrage? Und warum musste eine lebenslustige junge Frau sterben? Spielt der Wahlkampf eine Rolle? Oder führt die Spur in eine ganz andere Richtung? Maratse soll es herausfinden. Und er hat es mit einem skrupellosen Gegner zu tun ...

Es gibt Krimis, die sind so stimmig und sprachgewaltig, dass das Kopfkino beim Lesen sofort beginnt. „Sieben Gräber für den Winter“ gehört unbedingt dazu! Wie Christoffer Petersen die vielschichtige Geschichte erzählt und dazu den herrlich sperrigen Ermittler David Maratse ins Rennen schickt, macht enorm viel Freude. Selbst wer bislang wenig über Grönland wusste, kann unmittelbar in diese Welt eintauchen. Hoffentlich ermittelt David Maratse weiter!

Alles zum Krimi des Monats
Rezensionen
»Nie zuvor war die arktische Kälte so verführerisch wie in Christoffer Petersens Krimis.« Lilja Sigurðardóttir

Ermittlerporträt
ERMITTLERPORTRÄT

„Rauchen hilft“, das sagt David Maratse immer in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet. Auch in der Reha, in der wir ihn am Anfang von „Sieben Gräber für den Winter“ kennenlernen. Knapp hat er die Folter des „Chinesen“ überlebt. Verbrannte Haut und massive Nervenschäden. Er schleppt sich mehr voran, als dass er ginge. Stechende, schneidende, flammende Schmerzen. David Maratse gibt nicht klein bei. Er war bei der Polizei in Grönland. Nun ist er in Ruhestand – und mit 39 Jahren körperlich ein Wrack. Manchmal ist er froh, „dass der Chinese nur die Haut vernarbt hatte, die er nicht zeigte, und der Schmerz im Innern seines Körpers verborgen blieb“.
Gehen zu lernen, bereitet ihm höllische Schmerzen. „Doch kurz bevor er dachte, er würde ohnmächtig, stellte er sich den Chinesen mit seinem Elektroschockpaddel vor und spuckte an die Wand und wünschte den Dreckskerl über die Hölle der Weißen hinaus in das frostversengte Reich von Grönlands finstersten Geistern, wo verkohltes Fleisch eine Delikatesse war und ausgestochene Augen bloß eine Unannehmlichkeit, bevor die richtige Folter begann.“

Die Entscheidung, nicht in Nuuk zu bleiben, sondern raus aufs Meer zu ziehen, auf die Insel Inussuk, scheint für David genau richtig. Er braucht das Meer, das Eis. So kann er wieder atmen, denken, zu sich kommen. Ein leerstehendes Haus, in das er einziehen kann. Kippen und ein Buch, mehr hat er nicht dabei. Aber das scheint erst mal kein Problem zu sein, denn auf der Insel hält man zusammen. Irgendwo finden sich alte Klamotten, Stiefel, er wird zum Essen eingeladen, und der junge Hund aus einem Wurf im Nachbarhaus scheint David als sein Herrchen ausgewählt zu haben. Mürrisch schaut der sich all das an, aber spürt auch, dass er sich zuhause fühlt. Früher hatte er schon mal Hunde und Gespanne gehabt, an der Ostküste. Aber das scheint ewig her zu sein. Nun ist er in Inussuk, und selbstredend fährt er mit Karl, dem Nachbarn, hinaus zum Fischen. Schraubt sich in die Lücke zwischen seinen Zähnen eine Zigarette, zieht den Kragen seines geschenkten Overalls hoch und denkt an gebratenes Robbenfleisch, das auf einem offenen Feuer im eigenen Fett brät.

Doch dann holen David Maratse das Leben, die Politik und vielleicht auch eine sich anbahnende Freundschafts- oder Liebesgeschichte ein. Petra Jensen, Mitte 20, ruft verdächtig oft bei ihm an. Sie hatte sich schon in der Reha etwas um ihn gekümmert. Und der Fall der toten Frau, der Tochter der grönländischen Premierministerin Nivi Winther, wird zu seinem Fall. Winther will David als Privatermittler. Und obwohl der eigentlich nur seine Ruhe haben will, stimmt er zu. Wie Petra so treffend sagt: „Für jemanden, der Politik und Politiker nicht mag, steckst du jetzt ziemlich tief drin.“ Wie tief – das wird Maratse erst noch erfahren ...