In ihrem historischen Roman „Sieben Jahre“ entführt Tanja Kinkel den Leser in die 1750er Jahre nach Preußen. Im Mittelpunkt stehen König Friedrich II., sein Leben und Wirken während des Siebenjährigen Krieges und ganz besonders die wechselvolle Beziehung zu seinen Geschwistern während dieser
Zeit.
Tanja Kinkel beginnt ihren Roman mit einem Prolog, der mir nicht nur einen kleinen Überblick über…mehrIn ihrem historischen Roman „Sieben Jahre“ entführt Tanja Kinkel den Leser in die 1750er Jahre nach Preußen. Im Mittelpunkt stehen König Friedrich II., sein Leben und Wirken während des Siebenjährigen Krieges und ganz besonders die wechselvolle Beziehung zu seinen Geschwistern während dieser Zeit.
Tanja Kinkel beginnt ihren Roman mit einem Prolog, der mir nicht nur einen kleinen Überblick über die wichtigsten Protagonisten und ihre Eigenarten gibt, sondern mir auch Einblick in die familiäre Situation der königlichen Hoheiten verschafft und mir damit vor Augen führt, dass das Leben im Hause Hohenzollern kein Zuckerschlecken war.
Die eigentliche Handlung beginnt dann im Januar 1756 und wird zum größten Teil aus der Perspektive von Friedrichs Bruder Heinrich und seiner Schwester Amalie erzählt. Heinrich, der Friedrich in vielem ähnelt und doch ganz anders ist. Und Amalie, die eigenwillig und scharfzüngig ihre eigenen Wege geht.
Tanja Kinkel hält sich eng an die historischen Fakten und vermittelt mir ein äußerst umfassendes und detailreiches Bild von Zeit und Ort - ich werde nicht nur hineingezogen in das Gerangel der Mächtigen um die Vorherrschaft in Europa und erlebe Feldzüge, Belagerungen, Schlachten und das stetige Ausklügeln von Strategien und Taktiken mit, ich bin auch mittendrin in einer konfliktreichen Familiengeschichte, in der alle mit den Auswirkungen einer überaus strengen Erziehung zu kämpfen haben.
Das Miteinander und Gegeneinander der charakterlich so unterschiedlichen Geschwister habe ich als besonders interessant empfunden. Die Autorin lässt mich hier intensiv an einen turbulenten Familienleben teilhaben - es wird geliebt und gehasst, gelogen, gestichelt, gedemütigt und verhöhnt, gestritten, provoziert und intrigiert. Ich erlebe geschwisterlichen Neid, Besitzgier und Eifersucht mit und erfahre darüber hinaus einiges über ihren Alltag, ihre Freundschaften und Feindschaften, ihre Zweckehen, ihre sexuellen Neigungen und ihre große Leidenschaft zur Musik.
Eine Figur, die mich besonders beeindruckt und zudem gut unterhalten hat, ist der ehemalige Sklavenjunge Hannibal. Ein pfiffiges Stehaufmännchen. Als die sächsische Gräfin, der Hannibal zuletzt als Page gedient hat, wegen der einfallenden Preußen Dresden Hals über Kopf verlässt, bleibt er obdachlos zurück. Mutig bittet er ein paar Soldaten um Arbeit und hat das Glück, dass Heinrich Teil der Gruppe ist. So wird Hannibal zunächst Page bei Prinz Wilhelm und später auch bei Amalie. Durch Hannibals Augen bekomme ich gute Einblicke in das Umfeld der königlichen Familie. Der clevere Junge versteht es ganz ausgezeichnet, sich bei den jeweiligen Hoheiten einzuschmeicheln und sichert sich so Kost, immer einen geschützten Platz zum Schlafen und erhält sogar die Bildung, die er sich wünscht.
Das Lesen dieses über 800 Seiten starken Buches war für mich über weite Strecken eine Herausforderung, gelegentlich sogar ein wenig anstrengend, weil der Roman mit einer überbordenden Fülle an Informationen und Emotionen aufwartet. Dennoch bleibe ich am Ende zufrieden zurück, weil die abwechslungsreiche Handlung mit all den kleinen und großen Dramen mein bisher eher bescheidenes Wissen über Friedrich II. von Preußen, seine Familie, seine Zeit und die damalige Politik auf anschauliche Weise erweitert hat.